Meeresbiologie: Tauchroboter entdeckt Brutkästen in der Tiefsee
Als Wissenschaftler 1977 im Pazifik erstmals Hydrothermalquellen entdeckten, waren sie verblüfft angesichts der Fülle an Organismen fernab des Sonnenlichts. Über vulkanartige Schlote strömen hier bis zu 400 Grad Celsius heiße Fluide aus dem Ozeanboden, die reich an Metallen und anderen reduzierten chemischen Verbindungen sind. Bakterien gewinnen daraus Energie und bilden die Lebensgrundlage für Muscheln, Krabben und Röhrenwürmer.
Nun berichten Meeresbiologen um Pelayo Salinas-de-León von der Charles Darwin Research Station auf den Galapagosinseln, dass auch Tiefseerochen Teil dieses komplexen Ökosystems sind. Offenbar suchen sie zur Eiablage gezielt Schwarze Raucher auf, damit sich ihre Nachkommen in der warmen Umgebung schneller entwickeln.
Das internationale Forscherteam erkundete mit einem Tauchrobotor Hydrothermalquellen in knapp 1700 Meter Tiefe nahe der Galapagosinsel Darwin. Rings um zwei aktive Schwarze Raucher zählten die Biologen mehr als 150 Rocheneier. Anhand von DNA-Proben konnten sie die zirka elf Zentimeter langen Kapseln mit dornartigen Fortsätzen dem Pazifischen Weißrochen Bathyraja spinosissima zuordnen.
Die Embryonalentwicklung dieser Art gehört zu den längsten im gesamten Tierreich: Erst nach etwa vier Jahren schlüpft der Nachwuchs. An den Fundorten lag die Temperatur einige Grad über dem Mittelwert des Meerwassers von 2,8 Grad Celsius. Die Forscher vermuten, dass die heißen Schlote als natürliche Brutkästen dienen und die Rochenbabys ihre Eikapseln hier deutlich früher verlassen.
Wie viele Tiefseebewohner wachsen Weißrochen extrem langsam und haben nur wenige Nachkommen. Entsprechend gefährdet sind sie durch Fischfang in immer größeren Tiefen sowie durch Bestrebungen, Gold, Kupfer und andere wertvolle Metalle am Grund der Ozeane zu schürfen. Für die warme Kinderstube der Rochen bei Darwin gibt es jedoch Entwarnung: 2016 hat Ecuador die Region zum Schutzgebiet erklärt, in dem jegliche Rohstoffgewinnung verboten ist.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.