Vulkanismus: Tiefste Welt aus Glas entdeckt
Bis in elf Kilometer Tiefe stürzt die Erdkruste hinab in den pazifischen Marianengraben – es ist der tiefste Punkt der Erdoberfläche. Die Ränder dieser Subduktionszone liegen nur 4000 bis 4500 Meter unterhalb des Meeresspiegels, aber immerhin sind sie Schauplatz der tiefsten vulkanischen Eruption, die Geologen bislang kennen. Wohl im Jahr 2015 muss sich hier Magma einen Weg an die Oberfläche gebahnt haben, schreiben Bill Chadwick von der Oregon State University und sein Team in »Frontiers in Earth Science«.
Die Gesteinsschmelze kühlte im kalten Wasser der Tiefsee rapide ab, so dass keine geordnete Mineralisierung stattfand. Stattdessen entstanden vulkanische Glase in einem großen Areal, das sich mindestens sieben Kilometer durch das Marianenbecken zieht, welches sich westlich des Marianengrabens anschließt. Da hier die Pazifische unter die Philippinische Platte taucht, kommt Vulkanismus für die Geologen nicht wirklich überraschend, dennoch ist der Nachweis angesichts der Tiefe schwierig zu erbringen.
Erstmals untersucht wurde das Eruptionsgebiet im Dezember 2015, als das Material noch sehr frisch aussah: Es wies keine Verwitterungsspuren auf, Sedimente hatten sich noch nicht darauf abgelagert, und auch kein Lebewesen hatte die Fläche besiedelt. Schon im April 2016 entdeckten die Wissenschaftler mit Hilfe ihres Tauchroboters, dass mobile Tiere wie Tiefseegarnelen oder -krebse bereits eingetroffen waren, während sehr ortsfeste Organismen wie Anemonen oder Schwämme noch fehlten. Regelmäßig wiederholte Tauchfahrten sollen zukünftig beobachten, wie sich das Glasfeld entwickelt – es ist eines von nur 40 bislang bekannten Eruptionsfeldern in der Tiefsee weltweit.
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