Ebola: Tödlich, aber vorhersehbar
Ein kleines Gewässer in Zentralafrika erlangte 1976 traurige Berühmtheit: Das nach dem Flüsschen Ebola benannte Virus tauchte wie aus dem Nichts auf und hinterließ eine Spur des Todes. Doch bei genauerer Betrachtung schlägt der Killer nicht wahllos, sondern mit vorhersehbarer Präzision zu.
Es beginnt mit Appetitlosigkeit, Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen. Magenkrämpfe, Durchfall, Erbrechen und starke Brustschmerzen folgen. Schließlich setzen schwere innere und äußere Blutungen dem Leiden nach ein bis zwei Wochen ein Ende. Etwa achtzig Prozent der Patienten überleben eine Infektion mit dem Ebola-Virus nicht.
Woher jedoch die Affen, die inzwischen zu Zehntausenden dem Virus erlegen sind, das tödliche Leiden haben, bleibt rätselhaft. Bisher galt die Vermutung, dass das Virus über einen langen Zeitraum in einem riesigen Areal des zentralafrikanischen Urwaldes ruhte, um dann – ausgelöst durch unbekannte Umweltfaktoren – mal hier, mal da auszubrechen.
Die Forscher verglichen einerseits das Erbgut der verschiedenen Versionen des als Zaire-Stamm des Ebola-Virus (ZEBOV) bekannten Erregers und analysierten andererseits die geografische Ausbreitung der Epidemien. Wenn ZEBOV tatsächlich schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden in Afrika ruht, dann sollten inzwischen unterschiedliche genetische Versionen des Virus entstanden sein, und die Krankheitsausbrüche sollten kein räumliches Muster erkennen lassen.
Doch dem war nicht so. Die genetischen Daten weisen vielmehr darauf hin, dass sämtliche Ebola-Epidemien von einem einzigen Virenstamm ausgelöst worden sind, der vermutlich in den frühen 1970er Jahren im Norden von Zaire die Runde machte. Dann, so ergab die Analyse, bewegte sich ZEBOV in westlicher Richtung nach Zentralgabun, um schließlich in östliche Richtung zurück nach Zaire abzudrehen. Demnach stammten die Viren jeder Epidemie von denen eines unmittelbar vorher stattgefundenen Ausbruchs. Dabei blieb die Ausbreitungsgeschwindigkeit mit jährlich etwa fünfzig Kilometern auffallend konstant.
Diese Stetigkeit des Killers weckt Hoffnungen. Denn damit lässt sich der Verlauf der Seuche vorhersehen; rechtzeitige Maßnahmen könnten Schlimmeres verhüten. Und die sind bitter nötig, denn nach den Berechnungen der Forscher wird ZEBOV den wegen seiner Gorillas berühmten Odzala-Nationalpark im Norden der Republik Kongo innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre erreichen. Weitere Nationalparks werden in drei bis sechs Jahren folgen.
Zwar fehlt noch immer ein Impfstoff für Menschen, bei Affen verliefen jedoch bereits erste Experimente erfolgreich. "Ebola hat gerade die zwei größten Gorilla-Populationen der Welt vernichtet und einige kleinere dazu", betont Walsh. "Wir suchen daher verzweifelt nach Mitteln, um ein Impfprogramm zum Schutz dieser Menschenaffen vor Ebola aufzuziehen."
Und noch immer können Ärzte dem nach einem afrikanischen Fluss benannten Virus nichts entgegensetzen. Es gibt weder eine vorbeugende Impfung noch eine wirksame Therapie. Um so wichtiger wäre es, rechtzeitig zu erkennen, wann und wo das Killervirus zuschlägt. Denn als die Krankheit 1976 im Sudan und in Zaire – das sich inzwischen Demokratische Republik Kongo nennt – zum ersten Mal in das Licht der Öffentlichkeit trat, schien sie wie aus dem Nichts aufzutauchen. Inzwischen gilt als sicher, dass das Virus über infizierte Kadaver von Schimpansen und Gorillas übertragen werden kann. Hat es den Weg zum Menschen gefunden, dann genügt bereits enger Körperkontakt, um die Krankheit weiter zu verbreiten.
Woher jedoch die Affen, die inzwischen zu Zehntausenden dem Virus erlegen sind, das tödliche Leiden haben, bleibt rätselhaft. Bisher galt die Vermutung, dass das Virus über einen langen Zeitraum in einem riesigen Areal des zentralafrikanischen Urwaldes ruhte, um dann – ausgelöst durch unbekannte Umweltfaktoren – mal hier, mal da auszubrechen.
"Wir suchen verzweifelt nach einem Impfprogramm zum Schutz der Menschenaffen"
(Peter Walsh)
Treten die Ebola-Epidemien, von denen bisher sieben größere bekannt geworden sind, tatsächlich so unvorhersehbar auf? Peter Walsh vom Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat da seine Zweifel. Zusammen mit Roman Biek und Leslie Real von der Emory-Universität in Atlanta versuchte er, die Seuchenzüge des tödlichen Virus zu ergründen. (Peter Walsh)
Die Forscher verglichen einerseits das Erbgut der verschiedenen Versionen des als Zaire-Stamm des Ebola-Virus (ZEBOV) bekannten Erregers und analysierten andererseits die geografische Ausbreitung der Epidemien. Wenn ZEBOV tatsächlich schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden in Afrika ruht, dann sollten inzwischen unterschiedliche genetische Versionen des Virus entstanden sein, und die Krankheitsausbrüche sollten kein räumliches Muster erkennen lassen.
Doch dem war nicht so. Die genetischen Daten weisen vielmehr darauf hin, dass sämtliche Ebola-Epidemien von einem einzigen Virenstamm ausgelöst worden sind, der vermutlich in den frühen 1970er Jahren im Norden von Zaire die Runde machte. Dann, so ergab die Analyse, bewegte sich ZEBOV in westlicher Richtung nach Zentralgabun, um schließlich in östliche Richtung zurück nach Zaire abzudrehen. Demnach stammten die Viren jeder Epidemie von denen eines unmittelbar vorher stattgefundenen Ausbruchs. Dabei blieb die Ausbreitungsgeschwindigkeit mit jährlich etwa fünfzig Kilometern auffallend konstant.
Diese Stetigkeit des Killers weckt Hoffnungen. Denn damit lässt sich der Verlauf der Seuche vorhersehen; rechtzeitige Maßnahmen könnten Schlimmeres verhüten. Und die sind bitter nötig, denn nach den Berechnungen der Forscher wird ZEBOV den wegen seiner Gorillas berühmten Odzala-Nationalpark im Norden der Republik Kongo innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre erreichen. Weitere Nationalparks werden in drei bis sechs Jahren folgen.
Zwar fehlt noch immer ein Impfstoff für Menschen, bei Affen verliefen jedoch bereits erste Experimente erfolgreich. "Ebola hat gerade die zwei größten Gorilla-Populationen der Welt vernichtet und einige kleinere dazu", betont Walsh. "Wir suchen daher verzweifelt nach Mitteln, um ein Impfprogramm zum Schutz dieser Menschenaffen vor Ebola aufzuziehen."
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