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News: Tödlicher Kaffee

Die Liste an Hausmitteln gegen Schnecken sollte womöglich um Kaffee ergänzt werden.
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Es gehört zu den wahrlich frustrierenden Momenten im Leben eines Hobbygärtners, morgens nach den frisch gesetzten Salatpflänzchen zu sehen und dann feststellen zu müssen: Sie sind nicht mehr da. Nur einige kümmerliche Blattreste zeugen noch vom nächtlichen Festmahl der Schnecken, die einen weiten Bogen um die aufgestellten Glasschalen mit Bier gemacht haben, in denen sie eigentlich jämmerlich verenden sollten. Kein Wunder, dass nun so mancher Gartenbesitzer den gefräßigen Mitessern mit Gift oder Schere zu Leibe rückt.

Doch vielleicht sollten sie einfach zu einem alten Hausmittel greifen: Kaffee. Bereits als zusätzlicher Dünger und Abwehrmittel gegen Blattläuse an Rosen und anderen Blütenpflanzen bekannt, scheint er in konzentrierter Form sogar Schnecken in die Flucht zu schlagen.

Über den abschreckenden Effekt stolperten Robert Hollingsworth und seine Kollegen vom US Pacific Basin Agricultural Research Center rein zufällig, als sie die Wirkung von Coffein gegen eine Froschplage in Blumenkübeln und Topfpflanzen auf Hawaii erprobten: Ihre ein- bis zweiprozentigen Coffeinlösungen – eine Tasse Bohnenkaffee enthält etwa ein Promille des Alkaloids – vertrieben Nacktschnecken aus der Erde und machten fast allen Tieren den Garaus.

Nach diesem ersten Erfolg gingen die Wissenschaftler die Fragestellung systematischer an. Sie erlaubten Nacktschnecken, zwischen Kohlblättern zu wählen, die sie zuvor mit Coffein-Lösungen verschiedener Konzentrationen behandelt hatten. Den Schnecken verschlug das Coffeinbad offenbar den Appetit, denn schon eine Konzentration von 0,01 Prozent reduzierte die Fraßschäden um etwa 10 Prozent. Selbst unbehandelte Blätter ließen die Tiere nun links liegen.

Auch Gehäuseschnecken vertrugen die Coffein-Spritzkuren nicht. So vertrieb eine zweiprozentige Lösung die Plagegeister erfolgreicher von den Blättern als ein gängiges Schneckengift: Während an den gespritzten Pflanzen nach einem Monat noch fünf Tiere lebten, lag die Ausbeute an den mit Metaldehyd behandelten Nachbarn bei 35 – und an mit Wasser besprühten Kontrollpflanzen bei 45 Schnecken.

"Wir wissen nicht, wie das Coffein die Tiere tötet", erklären die Autoren. Physiologische Studien weisen darauf hin, dass das Coffein Calcium aus inneren Speichern freisetzt und damit das Nervensystem durcheinander bringt. Direkt besprühte Tiere krümmten sich unkoordiniert, und die wenigen Überlebenden retteten sich offenbar durch ihr sofortiges Vergraben in der Erde.

Die Wissenschaftler befürchten keine schädlichen Auswirkungen auf Insekten und andere Gliedertiere durch die Kaffeekur, da Coffein stark wasserlöslich ist und somit über den Schleim auf die Schnecken wirkt. Mit den behandelten Pflanzen sah es allerdings etwas anders aus: Die Blätter von Drachenbäumen, Orchideen und Palmen zeigten keine Beeinträchtigungen, während bei Farnen, Bromelien – und auch Salat – die Blätter vergilbten. Also bleibt einem Hobbygärtner wohl doch nur abendliches Absammeln, um seine Salatpflänzchen zu retten.

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