Totale Mondfinsternis: Ein roter Mond für Frühaufsteher
Fast exakt ein halbes Jahr nach der letzten totalen Mondfinsternis vom 27. Juli 2018 steht am frühen Morgen des 21. Januar 2019 wieder ein derartiges Himmelsereignis bevor – es ist natürlich nur dann zu sehen, wenn das Wetter mitmacht. Ab 4:34 Uhr MEZ können Sie verfolgen, wie der strahlend helle Vollmond mit dem linken Rand voran immer weiter in den dunklen Erdschatten eindringt, bis er um 5:41 Uhr vollständig in ihn eingetreten ist. Dann leuchtet der Erdtrabant in einem tief dunkelroten Licht – ein eindrucksvoller Anblick. Um 6:43 Uhr beginnt der Mond bereits wieder damit, den Kernschatten zu verlassen. Nach rund 70 Minuten hat sich der Erdtrabant dann vollständig aus dem Kernschatten befreit und schickt sich an, unterzugehen.
Frühaufsteher können die partiellen Phasen der Finsternis beim Eintritt des Mondes in den Kernschatten der Erde gut verfolgen. Im Fernglas lassen sich der markante Krater Tycho mit seinem weißen Strahlenkranz und die dunklen Maregebiete des Monds gut erkennen. Solche markanten Details geben uns während der partiellen Phasen einen Eindruck davon, wie der Kernschattenrand langsam und unaufhaltsam über die Mondlandschaft hinwegkriecht.
Innerhalb von rund einer Stunde verwandelt sich der zunächst noch gleißend helle runde Vollmond zu einer Sichel, und schließlich bleibt nur noch ein dunkelrotes Glimmen seiner Scheibe übrig: Die Totalität hat begonnen. Nun ist im Fernglas gut zu erkennen, dass der südlich des Monds gelegene zentrale Bereich des Kernschattens dunkler ist als seine Randbereiche.
Am 21. Januar 2019 sollte also Ihr Fernglas griffbereit neben Ihrem Bett liegen, denn der schnelle Griff zum Glas ermöglicht Ihnen den schönen Anblick des tiefrot gefärbten Erdtrabanten – mit geringem Zeitaufwand und auch durch kurze Wolkenlücken. Selbstverständlich ist das Ereignis auch mit dem bloßen Auge ein Genuss. Für die erfolgreiche Beobachtung benötigen Sie allerdings einen freien Blick nach Westen, denn zum Ende der Totalität um 6:43 Uhr steht der Mond in dieser Himmelsrichtung, nur etwa 13 Grad über dem Horizont. Bald darauf bricht die Dämmerung an, und gegen 8:15 Uhr MEZ erfolgen Monduntergang und Sonnenaufgang nahezu gleichzeitig. Diese Zeitangaben können je nach Standort um wenige Minuten abweichen.
Eine Mondfinsternis ist nur dann möglich, wenn Vollmond und Erde exakt in einer Reihe zur Sonne stehen. Allerdings ist die Bahn des Monds gegenüber der Ebene der Erdumlaufbahn, der Ekliptik, um rund fünf Grad geneigt. So kommt es nur dann zu einer Finsternis, wenn sich der Erdtrabant zum Vollmondtermin an einem der beiden Schnittpunkte mit der Ekliptik befindet, den so genannten Knoten. Steht er dann von der Sonne aus gesehen hinter der Erde, so tritt er in den Erdschatten ein. Dass er dabei nicht völlig erlischt, liegt an der Erdatmosphäre, durch die vor allem langwelliges, rötliches Licht in den Erdschatten hinein gestreut wird. Ein hypothetischer Astronaut auf dem Mond würde dann am Himmel eine große schwarze Scheibe sehen, die von einem schmalen rötlichen Ring umgeben ist. Es ist das Licht aller zu dieser Zeit auf der Erde stattfindenden Sonnenauf- und Sonnenuntergänge.
Roter Mond und seltsame Namen
Die Verfinsterungen des Mondes mit seinem scheinbar so unheimlichen dunkelroten Leuchten lösten in der Vergangenheit mancherlei Aberglauben aus, der im angelsächsischen Sprachraum, vor allem in den USA, zu ziemlich kuriosen Bezeichnungen geführt hat. Dort wird der total verfinsterte Mond wegen seiner Farbe manchmal als »Blutmond« bezeichnet. Ein Begriff, der in der Astronomie keinerlei Bedeutung hat und leider oft unreflektiert von den Medien verbreitet wird. Steht ein Vollmond im Zeitraum von November bis Januar am Himmel, hat ihm das den Namen »Wolfsmond« eingetragen, weil zu dieser Zeit die Wölfinnen empfängnisbereit sind (Ranzzeit).
Ein ebenfalls immer wieder auftauchender, aber völlig irrelevanter Begriff ist »Supermond«. Er bezieht sich darauf, dass der Vollmond ungewöhnlich groß am Himmel erscheint, wenn er auf seiner elliptischen Bahn der Erde besonders nahe ist. Allerdings ist dieser Effekt im Januar 2019 nur mit Messgeräten nachweisbar und entzieht sich dem Beobachter mit dem bloßen Auge oder dem Fernglas völlig. Sollte Ihnen aber in der nächsten Zeit in den Medien so etwas wie der »Super-Blut-Wolfsmond« oder Varianten davon begegnen, so wissen Sie nun, dass am 21. Januar 2019 eine ganz normale, aber sehenswerte totale Mondfinsternis stattfindet. Und schon in einem halben Jahr, am 16. Juli 2019, wird der Vollmond zumindest zum Teil erneut in den Erdschatten eintreten.
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