Zwergplanet Pluto: Treiben riesige Eisberge auf Plutos Stickstoffgletschern?
Nach wie vor übermittelt die US-Raumsonde New Horizons Bilder und Messdaten von ihrem Vorbeiflug am Zwergplaneten Pluto am 14. Juli 2015. Derzeit sind die Forscher dabei, die Fülle an Bildern zu durchforsten und die dort sichtbaren Strukturen geologisch zu interpretieren. Detailaufnahmen der inoffiziell Sputnik Planum genannten Region deuten nun darauf hin, dass auf den Ebenen aus kilometerdickem Stickstoffeis große Brocken aus Wassereis wie auf den irdischen Ozeanen treiben könnten. Die Brocken können Durchmesser von mehreren Kilometern erreichen.
Gefrorener Stickstoff hat eine höhere Dichte als Wassereis, so dass treibende Eisberge möglich wären. Diese Brocken stammen nach Ansicht der Forscher von New Horizons aus dem umliegenden Hochland und sind dort vor langer Zeit als "Felsstürze" auf die Stickstoffoberfläche heruntergefallen. Stickstoffeis kann sich auch bei den tiefen Temperaturen auf Pluto von weniger als –230 Grad Celsius plastisch deformieren und langsam wie das Eis in einem irdischen Gletscher fließen. Dabei würden die Wassereisbrocken einfach mitgenommen. Die Oberfläche von Sputnik Planum weist eine eigentümliche zellenartige Gliederung auf, die auf Fließ- und Konvektionsprozesse hindeutet. Konvektion bedeutet, dass wärmerer gefrorener Stickstoff wegen seiner etwas geringeren mittleren Dichte aus größeren Tiefen aufsteigt, an der Oberfläche abkühlt, worauf seine Dichte wieder ansteigt. Diese dichteren Partien sinken dann an den Rändern der Konvektionszellen erneut ab, worauf sich der Vorgang wiederholt. An den Rändern von Sputnik Planum lassen sich zudem richtige Gletscherzungen erkennen, die in Täler vordringen.
Die Fließvorgänge in Sputnik Planum sorgen dafür, dass sich die Wassereisbrocken an den Rändern der Konvektionszellen in Gruppen anreichern. Die größten dieser Gruppen erstrecken sich über rund 20 Kilometer. Die Ansammlung namens Challenger Colles erstreckt sich sogar über eine Ausdehnung von 60 x 35 Kilometern. Möglicherweise sind aber auch manche dieser Eisberge fest mit dem Untergrund verbunden und ragen über die Schichten aus Stickstoffeis hinaus. Solche isolierten Berge mitten im Inlandeis werden auf der Erde als Nunatakker bezeichnet. Das Wort stammt aus der grönländischen Inuit-Sprache und ist heute ein geologischer Fachbegriff für solche freien Felspartien im Eis. New Horizons wird noch bis Ende dieses Jahres Bilder und Messdaten zur Erde übertragen, so dass noch weitere Überraschungen bevorstehen können.
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