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Anthropologie: Überraschend frühe Pferdezucht

Pferde melken
Pferde waren für den Menschen seit jeher von großem Nutzen. Sie verbesserten die Kommunikation, beschleunigten den Transport und erleichterten den Handel über weite Strecken. Deshalb dürfte ihre Domestikation nach Ansicht der Experten unabhängig voneinander mehrmals stattgefunden haben. Den bisher frühesten Nachweis für ihre Zähmung fanden Wissenschafter um Alan Outram von der University of Exeter (England) nun bei der Botai-Kultur im heutigen Kasachstan. Deren Angehörige hielten Pferde demnach schon vor 5700 bis 5100 Jahren als Haustiere – rund ein Jahrtausend vor dem bislang angenommenen Beginn der Domestikation.

Abnutzungsspuren | Der zweite Backenzahn eines Hengstes der Botai zeigt eine auffällige Einkerbung, die normalerweise nur bei gezäumten Tieren zu finden ist.
Die Forscher untersuchten Knochen, die in ehemaligen Siedlungen der Botai gefunden wurden. So gut wie alle stammten von Pferden. Wie die Analyse der etwa 5500 Jahre alten Knochen ergab, ähnelten die zugehörigen Tiere von ihrer Körperform her mehr domestizierten Exemplaren aus der Bronzezeit als altsteinzeitlichen Wildpferden aus derselben Region. Demnach handelte es sich nicht um Jagdbeute, sondern um das Ergebnis gezielter Züchtung.

Einige der Pferdeschädel weisen zudem Abnutzungsspuren an den Zähnen auf, die zeigen, dass die Tiere gezäumt und angeschirrt waren. Wenn sie nicht vielleicht sogar geritten wurden, dienten sie also – wie Outram und seine Kollegen folgern – zumindest als Arbeitstiere. Außerdem identifizierten die Wissenschaftler an Keramikscherben Spuren von Fetten, die nur in Stutenmilch vorkommen. Folglich dürften die Botai ihre Pferde auch gemolken und schon damals das noch heute bekannte Kumys, einen Wein aus vergorener Stutenmilch, hergestellt haben.

Sandra Czaja

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