Crannogs: Elitäre Partyinseln in Nordeuropa
Historische künstlich angelegte Inselsiedlungen in Nordeuropa, so genannte Crannogs, waren laut DNA-Analysen ein Zentrum für die Elite der Gesellschaft. Zu diesem Schluss kam ein Team unter der Leitung von Antony Brown von der University of Southampton anhand von Sedimentproben in und um Crannogs in Schottland und Irland. Die Daten deuten darauf hin, dass die Menschen in Crannogs Getreide lagerten und wertvolle Tiere wie Rinder, Schafe, Schweine und Wildhirsche hielten. Die Arbeitsgruppe veröffentlichte ihre Ergebnisse im Fachmagazin »Antiquity«.
Die noch heute bestehenden Inseln stammen aus der Zeit vor mehr als 6000 Jahren und waren bis zum 17. Jahrhundert in nordeuropäischen Seen, einschließlich in Schottland und Irland, verstreut. Die Crannogs haben in der Regel einen Durchmesser von etwa 30 Metern und sind etwa drei Meter hoch. Um das Leben an diesen Orten besser zu verstehen, trennte Browns Arbeitsgruppe die enthaltene DNA aus diesen Sedimenten ab. So fanden sie beispielsweise Überreste von Farn. Vermutlich benutzen die Bewohnerinnen und Bewohner komplette Farnwedel als Einstreu für Tiere, Unterlage für Menschen oder als Bedachungsmaterial.
Das Team konnte außerdem den Phosphorgehalt des Sees rekonstruieren und daraus ableiten, dass die Menschen Müll sowie tierische und menschliche Abfallprodukte im Wasser entsorgt haben. Mineralogische Analysen zeigten außerdem viele kleine, kantige und poröse Scherben aus Apatit – einem Mineral, das in Zähnen und Knochen enthalten ist. Diesen Fund interpretierten die Forschenden als Knochenfragmente von Schlachtabfällen. Die verschiedenen Biomoleküle und Material aus den Sedimentkernen lassen vermuten, dass die Crannogs Orte des Schlachtens, der Nahrungsmittellagerung und vielleicht auch zeremonieller Feste waren, so die Autoren. (joh)
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