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Haustiere: Verstehen Katzen ihren Namen?

Karlo, Kitty oder Krummbein – bei der Namensgebung für Stubentiger sind die Geschmäcker verschieden. Wie die Verständigung am besten gelingt, erklärt die Tierkommunikationsforscherin Morgane Van Belle von der Universität Gent.
Katzenjunges guckt zwischen Büchern hervor
Katzen können lernen, ihren Namen zu erkennen, sagt Veterinärwissenschaftlerin Morgane Van Belle.

Frau Van Belle, wie unterscheidet sich die Kommunikation zwischen Katze und Mensch von der zwischen Katzen?

Die Vorfahren unserer Hauskatzen waren Wildkatzen und lebten einzelgängerisch. Erst während der Domestizierung begannen sie, Gruppen zu bilden und vermehrt soziales Verhalten zu entwickeln. Sie ziehen es aber weiterhin vor, direkte Konfrontationen zu vermeiden, und verständigen sich daher untereinander hauptsächlich über ihren Geruch. Das Gesicht der Tiere ist voller Duftdrüsen, vor allem an den Wangen. So geben sie Pheromone ab, die andere Katzen riechen können. Wenn eine Katze ihren Kopf an einem Menschen reibt, gibt sie also ihren Duft weiter – ein freundliches Signal, wie das Heben des Schwanzes. Um mit uns zu kommunizieren, benutzen Katzen hauptsächlich ihre Körpersprache. Sie haben aber gelernt, mit uns auch über Laute zu kommunizieren. Untereinander tun sie das nicht so oft.

Können Katzen ihren Namen verstehen?

Morgane Van Belle | Die Veterinärwissenschaftlerin (hier mit ihren Katern Fabio und Gio) erforscht an der Universität Gent in Belgien, wie Katzen kommunizieren. In einer Studie von 2023 stellte sie mit Hilfe von Videoaufnahmen in 42 Katzenhaushalten fest, dass ein Drittel der befragten Halterinnen und Halter mindestens einen von fünf typischen Kommunikationsversuchen ihrer Katzen nicht erkannten.

In einer japanischen Studie aus dem Jahr 2019 bekamen Katzen Audioaufnahmen von zufälligen Wörtern und von ihrem Namen zu hören, die teils vom Besitzer, teils von fremden Menschen eingesprochen worden waren. Auf ihren Namen reagierten sie anders, manchmal aber auch auf die Namen von Artgenossen. Allein am Schwanz oder an den Ohren zum Beispiel konnten die Forscher keinen Unterschied feststellen – nur wenn sie alle Körpersignale gemeinsam betrachteten. Zudem wurden nur wenige Katzen untersucht. Die Studie lässt immerhin vermuten, dass sie ihren Namen verstehen können. Aber dafür ist es wichtig, nur einen einzigen Namen zu verwenden und ihn häufig zu wiederholen. Stattdessen neigen wir dazu, unseren Tieren verschiedene Kosenamen zu geben. Katzen erkennen außerdem leichter, dass sie angesprochen werden, wenn wir den Namen konsequent mit Körpersprache verbinden, zum Beispiel mit einer ausgestreckten Hand, oder wenn wir sie mit einer Babystimme rufen, also mit hoher Stimmlage. Untersuchungen zufolge merken sie dann, dass wir mit ihnen sprechen, weil wir diese Stimme gegenüber anderen Menschen nicht benutzen. Grundsätzlich können Katzen also Wörter verstehen lernen. Aber wir wissen noch nicht wie viele; ihre kognitiven Fähigkeiten sind noch nicht genug erforscht. Auch ob verschiedene Namen unterschiedlich gut für sie zu verstehen sind, ist noch unklar.

Muss man eine Katze gezielt trainieren, damit sie ihren Namen lernt?

Wenn man immer denselben Namen gebraucht, lernt sie ihn spontan durch positive Assoziationen, zum Beispiel wenn sie daraufhin Futter bekommt. Es funktioniert auch, wenn man sie immer mit ihrem Namen anspricht, wenn sie auf etwas gesprungen ist. Es ist zwar möglich und kann sinnvoll sein, Katzen gezielt zu trainieren, aber ihre Motivation und Aufmerksamkeitsspanne sind oft geringer als bei Hunden. Beim Training sollte man sie außerdem nicht bestrafen, das erzeugt nur Angst.

Auf Youtube kursieren Videos von Katzen, die per Knopfdruck mit ihren Menschen »sprechen«: Wenn die Katze einen Knopf drückt, ertönt ein Wort, das der Mensch verstehen kann. Wie funktioniert das?

Zunächst lernt die Katze, das Wort, das auf Knopfdruck ertönt, mit etwas Positivem zu assoziieren; das wird als klassische Konditionierung bezeichnet. Darauf folgt eine operante Konditionierung: Die Katze muss den Knopf selbst drücken, um eine Belohnung zu erhalten. Auf diese Weise wird das Gehirn der Katze stimuliert. Ich finde es jedoch wichtiger, dass Menschen lernen, die Körpersprache ihrer Katze zu lesen. Auf diese Weise kann sie auf ihre eigene Art in ihrer natürlichen Sprache sagen, was sie will. Wenn Sie Ihre Katze trotzdem trainieren wollen, können Sie ihr zum Beispiel beibringen, in eine Transportbox zu gehen; das kann sich als nützlich erweisen. Umgekehrt sollten wir uns bewusst machen, dass Katzen uns ebenfalls trainieren. Sie stellen sich zum Beispiel neben den Schrank, in dem das Futter steht, und schon werden sie von uns gefüttert. Wir sollten mehr darauf achten, welches Verhalten Katzen uns gegenüber zeigen, und entsprechend reagieren. Das geht auch ohne künstliche Hilfsmittel wie einen Knopfdruck.

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