News: Virale Krebswaffe
Zu den gegen Krebs eingesetzten Viren gehört auch das Herpes-simplex-Virus-1, das als Auslöser von Halsentzündungen und ernsthaften Gehirninfektionen bekannt ist. In den frühen neunziger Jahren veränderten Forscher das Virengenom derart, dass sie keine Infektionen des Hirns mehr hervorrufen können und sich außerdem nicht mehr in normal wachsenden Zellen reproduzieren. Als Ergebnis erhielten sie ein relativ harmloses Virus, das den Menschen nicht mehr krank macht und sich nur in schnell wachsenden Zellen vermehrt – eine ideale Voraussetzung im Kampf gegen Tumorzellen.
Doch richtig zufrieden war das Team von Ian Mohr von der New York University noch nicht mit ihrem Wolf im Schafspelz. Denn obwohl das Virus Krebszellen zerstört, erreichte es in bisherigen Studien nicht alle Zellen und vernichtete den Tumor nicht vollständig. Dem Angriff entwischte Zellen konnten dann erneut zu einem lebensbedrohlichen Tumor auswachsen. Doch in der Zellkultur von Mohr entwickelte sich durch eine zufällige Mutation spontan ein wesentlich effektiverer Krebskiller. Diese Genveränderung stärkt die Reproduzierbarkeit der Viren, und die befallenen Zellen können die so veränderten Viren nicht so leicht ausschalten.
Um die tatsächliche Schlagkraft der modifizierten Viren zu testen, implantierte das Team menschliche Prostata-Tumoren in Mäuse ohne Immunsystem und injizierte diesen Tieren anschließend eine Dosis Viren. Im Vergleich zu Mäusen, die nur mit dem alten Virus gegen den Tumor ankämpfen sollten, schrumpften die Tumoren mit Hilfe der neuen Viren deutlich. Bei 40 Prozent dieser Tiere ging der Tumor vollständig zurück. Im Durchschnitt waren die Geschwüre 34 Tage nach der Injektion von zwei Millionen Virenpartikeln nur noch ein Achtel so groß wie bei den Tiere mit dem alten Virus.
Aber bevor die Viren auch dem Menschen erfolgreich schützen können, muss der neue Virusstamm erst die klinischen Studien erfolgreich bestehen. Ob das gelingt, ist noch völlig ungewiss.
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