Koprophagie: Warum es sich lohnt, den eigenen Kot zu futtern
Kaninchen produzieren zwei Sorten an Kot: einen harten und einen weichen – den sie regelmäßig wieder fressen. Was sich für uns gewöhnungsbedürftig anhört, ist allerdings ein wichtiger Baustein für die Kaninchengesundheit. Das belegt ein Experiment von Ming Li von der Henan Agricultural University und seinem Team, dessen Ergebnisse auf dem Biorxiv eingestellt wurden. Die Wissenschaftler hatten zwei Gruppen an Kaninchen großgezogen, von denen die eine Hälfte auch ihre eigenen Ausscheidungsprodukte zu sich nehmen konnte. Die anderen Tiere bekamen eine Halskrause verpasst, die dafür sorgte, dass sie nur das Futter fressen konnten, das ihnen die Forscher entsprechend gaben.
Nach 90 Tagen verglichen Li und Co dann beide Gruppen: Die kotnahrungsfreien Kaninchen wogen im Schnitt ein knappes Drittel weniger als ihre Artgenossen, obwohl sie ansonsten die gleiche Nahrung und Menge bekommen hatten. Außerdem hatten sie eine kleinere Leber, was die Forscher auf einen Mangel an Retinsäure zurückführen. Diese wird in der Leber mit Hilfe von verdautem Vitam A gebildet; eine schlechte Versorgung damit wird mit abnormalem Organwachstum in Verbindung gebracht. Eine Analyse der Genexpression in beiden Tiergruppen zeigte, dass die mit Retinsäure verknüpften Gene bei der kotfreien Hälfte weniger aktiv waren – was darauf schließen lässt, dass die Kotaufnahme nötig ist, um eine gesunde Leber zu bewahren.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass bei fehlender Kotaufnahme die Darmflora der Kaninchen schlechter ausgebildet ist oder diese weniger effizient arbeitet. Dadurch können die Tiere aufgenommene Nahrung schlechter verwerten, was letztlich die unterdurchschnittliche Gewichtszunahme erklärt. Gegenüber dem »New Scientist« bemängelte Scott Weese von der University of Guelph allerdings Lis Studiendesign: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Halskrausen die Kaninchen stark stressten, was ebenfalls ihren Gesundheitszustand beeinträchtigen könne.
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