Stuhlgang: Woraus unser Ausscheidungsprodukt besteht
Für Patienten mit chronischen Darmleiden ist sie manchmal die letzte Hoffnung auf ein unbeschwertes Leben: die Stuhltransplantation, bei der den Betroffenen gereinigter Kot gesunder Menschen übertragen wird. Das schlägt sich auch in der Zahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen zum Thema nieder, denn inzwischen werden 20-mal mehr Artikel dazu publiziert als noch vor wenigen Jahren. Doch woraus setzen sich unsere Exkremente im Normalfall überhaupt zusammen? Diana Bojanova und Seth Bordenstein von der Vanderbilt University widmeten sich dieser bislang auch etwas vernachlässigten Frage in einem ausführlichen Aufsatz in »PLoS Biology«. »Stuhl ist ein komplexes Material, das eine Vielzahl biologischer und chemischer Gebilde enthält, welche die positiven Auswirkungen der Transplantation verursachen oder zumindest begleiten«, sagt Bordenstein. Gesunder, feuchter Stuhl umfasst beispielsweise 100 Milliarden Bakterien pro Gramm. Dazu kommen weitere 100 Millionen Viren und und zehn Millionen Archaeen. Auch originär menschliche Zellen befinden sich natürlich im Kot: Die Wissenschaftler schätzen, dass allein zehn Millionen Schleimhautzellen mit jedem Gramm Kot ausgeschieden werden. Und schließlich finden sich auch noch einzellige Pilze darin, nämlich etwa eine Million Hefen und andere Vertreter dieser Gruppe. Nur ein verschwindend kleiner Anteil entfällt auf Stoffwechselprodukte, Protisten und weitere Substanzen.
Bislang habe sich die Betrachtung unseres Kots auf die Bakterien konzentriert, so die beiden Wissenschaftler. Dies sei bei der Behandlung extremer, durch das Bakterium Clostridium difficile ausgelöster Durchfälle auch sehr sinnvoll. Wenn Krankheiten wie multiple Sklerose mit Stuhltransplantationen therapiert werden sollten – was gegenwärtig untersucht wird –, müssten andere Komponenten verstärkt betrachtet werden. Es müsse daher untersucht werden, wie die Darmbakterien mit Viren oder Archaeen im Darm interagieren, fordert Bordenstein. Der Stuhltransplantation stehen bislang noch häufig Ekel und Ablehnung auf Patientenseite entgegen, die sich mit synthetischem Stuhl vielleicht beheben lassen. Doch dafür muss man wissen, welche Komponenten wie wirken. Erste Versuche mit künstlichen Kotkeimen sind jedenfalls bereits viel versprechend angelaufen. Bei Clostridium difficile verlaufen 95 Prozent der Behandlungen erfolgreich, so eine Auswertung verschiedener Studien.
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