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Geschmackssinn: Warum Katzen Tunfisch lieben

Tunfisch ist das sprichwörtliche Lieblingsfutter von Katzen. Aber warum? Eine Besonderheit der Geschmacksrezeptoren erklärt, warum Katzen so hinter dem Hochseefisch her sind.
Katze schnüffelt an einer Dose.
Warum fressen Katzen am liebsten einen Hochseefisch?

Kaum ein Futter ist so sprichwörtlich beliebt bei Katzen wie Tunfisch. Doch eigentlich ist das kurios – denn Katzen evolvierten einst auf dem Land und lange vor der Erfindung des Dosenfischs. Nun allerdings zeichnet sich zumindest ein Teil der Erklärung für diese unwahrscheinliche Vorliebe ab. Wie eine Arbeitsgruppe um Scott J. McGrane vom Waltham Petcare Science Institute in Großbritannien berichtet, reagieren die Geschmacksrezeptoren von Katzen besonders stark auf zwei Stoffe, von denen Tunfisch recht große Mengen enthält. Laut ihrer jetzt erschienenen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift »Chemical Senses« bevorzugen Katzen diese Kombinantion der Aminosäure Histidin mit dem Nukleotid Inosinphosphat auch in Geschmackstests. Warum ausgerechnet diese Stoffe so einen starken Effekt auf Katzen haben, ist allerdings bisher unklar.

Das Ergebnis ist eigentlich nur ein Nebenbefund der Studie. Ziel des Teams um McGrane war der Nachweis, dass Katzen den Fleischgeschmack umami wahrnehmen können – bei einem Fleischfresser eine sinnvolle Annahme, aber bisher nicht bewiesen. In vielen Tieren und auch bei Menschen arbeiten zwei Rezeptorproteine zusammen, um den Umami-Sinn zu erzeugen – codiert von den Genen Tas1r1 und Tas1r3. Sie detektieren eine Kombination von Aminosäuren, aus denen Proteine aufgebaut sind, und Nukleotiden, den Bausteinen von RNA und DNA. Die Aminosäuren, besonders Glutamat und Aspartat, aktivieren die Rezeptoren, die Nukleotide verstärken das Signal.

Bisher war nur bekannt, dass Katzen das Gen für Tas1r3 besitzen, also quasi die Hälfte des Umami-Sinnes. Die Arbeitsgruppe untersuchte deswegen, welche Gene in der Zunge einer aus gesundheitlichen Gründen eingeschläferten Katze aktiv waren. Dabei fand sie neben Tas1r3 auch Tas1r1 – und Untersuchungen an den beiden Proteinen zeigten: Katzen können damit tatsächlich umami schmecken. Allerdings entdeckte das Team auch entscheidende Unterschiede zu menschlichen Umami-Rezeptoren. Die Bindungsstelle, an der bei Menschen die besonders stark aktivierenden Aminosäuren Glutamat und Aspartat andocken, ist bei Katzen mutiert. Dadurch funktionieren, wie McGrane berichtet, die Rezeptoren genau andersherum als beim Menschen. Es sind nicht die Aminosäuren, die das aktivierende Signal liefern, sondern die Nukleotide.

Geschmackstests zeigen zwar, dass dieser Unterschied nichts daran ändert, dass Katzen allgemein Umami-Geschmack wahrnehmen und bevorzugen. Allerdings führt er dazu, dass sie ganz andere Stoffe bevorzugen. Während bei Menschen Glutamat den Umami-Sinn am stärksten anregt, sind es bei Katzen Inosinphosphat und Histidin – die eben in besonders großen Mengen in Tunfisch vorkommen. Unklar ist, ob dieser Zusammenhang eine evolutionäre Funktion hat. Möglicherweise hat sich eine Präferenz für Fisch beim Zusammenleben mit Menschen als vorteilhaft erwiesen. Es kann aber auch sein, dass der Zusammenhang zwischen den Geschmacksrezeptoren der Katze und dem Fleisch des Tunfisches ein reiner chemischer Zufall ist.

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