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Klimaforschung: Wasserspiele

Steigt er oder fällt er? Der Meeresspiegel ist für die Wissenschaftler gewissermaßen das Fieberthermometer des globalen Klimas. In römerzeitlichen Fischteichen stießen die Forscher nun auf interessante Details.
Von Neptun, dem König des Meeres persönlich gespeist, waren Salzwasser-Fischteiche bei der römischen Elite äußerst beliebt. In der Mitte des rechteckigen Beckens fand sich nicht selten eine Insel, auf der die Herrschaften zu speisen pflegten – mit Grottenblick versteht sich. Wissenschaftler um Kurt Lambeck von der Australian National University in Canberra nutzten die Teiche entlang der Thyrrhenischen Küste Italiens hingegen mit eher nüchternen Absichten: Sie waren auf der Suche nach peniblen Zeugen, die ihnen über die Meeresspiegelschwankungen der letzten 2000 Jahre Auskunft geben konnten.

Warum hielten sie sich dabei ausgerechnet an Fischteiche? Aufzeichnungen römischer Schriftsteller verrieten den Forschern, was sie von welchem Kanal und welchem Tor in den alten Salzwasserteichen zu halten hatten und machten die in den Fels gearbeiteten Vorrichtungen so zu millimetergenauen Archiven des jeweiligen Meeresspiegelniveaus – geologische Messungen lassen dagegen nur auf einen halben Meter genaue Angaben zu.

Ganze 1,35 Meter lag der Meeresspiegel zur Zeit der Römer vermutlich unter seinem heutigen Niveau. Da die Erde jedoch immer noch mit den Nachwehen der letzten Eiszeit zu kämpfen hat und sich das Land – befreit von den Eismassen – auch heute noch hebt, mussten die Forscher diesen Faktor in ihre Kalkulationen einbeziehen: Geologische Vorhersagemodelle und Archive machten es möglich. Übrig blieben dreizehn Zentimeter, um die sich die Meeresoberfläche in den letzten 2000 Jahren angehoben haben soll.

Aufzeichnungen seit 1900 dokumentierten einen jährlichen Meeresspiegelanstieg um ein bis zwei Millimeter – wann dieser Trend begann, ging aus den Archiven zwar nicht hervor, trotzdem brachten diese Angaben die Wissenschaftler einen gehörigen Schritt weiter: Sie sind nun der Meinung, dass sich der durch die römischen Fischteiche dokumentierte und durch die geologischen Modelle relativierte Meeresspiegelanstieg um 13 Zentimeter angesichts dieser "Steigungsrate" innerhalb der letzten 100 Jahre vollzogen haben könnte.

Und sie machen dafür menschliche Aktivitäten verantwortlich, denn es gebe keinen natürlichen Prozess, der um das Jahr 1900 herum eingesetzt und den Trend eingeleitet haben könne, betont Kurt Lambeck. Zudem passt die Zahl ins Bild: Aufgrund des Abschmelzens der Gletscher infolge der Klimaerwärmung während des industriellen Zeitalters scheint ein derartiger Meeresspiegelanstieg durchaus den Erwartungen der Forscher zu entsprechen.

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