Empathie: Weise Greise
Soziale Fähigkeit des Menschen steigt mit dem Alter.
Wer ist der bessere Streitschlichter? Ein alter Mann mit zerfurchtem Gesicht und schneeweißem Haar oder ein dynamischer Mittdreißiger? Intuitiv wählen viele Menschen sicherlich den Senioren als Ratgeber – zu Recht, stellt nun eine Forschungsgruppe um Richard Nisbett von der University of Michigan in Ann Arbor fest. Laut ihrer Studie steigt mit zunehmendem Alter die Fähigkeit, zwischenmenschliche Konflikte zu beurteilen und zu lösen.
Versuchsteilnehmer verschiedenen Alters bekamen fiktionale Zeitungsartikel zu lesen, die von persönlichen oder kulturellen Konflikten handelten. Anschließend sollten die Probanden voraussagen, wie sich die geschilderte Situation weiter entwickeln würde. Etwa: Kommt es zu Spannungen zwischen Immigranten und Einheimischen, wenn beide Parteien ihre eigene Kultur erhalten wollen? Die Forscher bewerteten gegebene Antworten nach sechs Definitionskriterien, zum Beispiel der Fähigkeit, sich in andere Standpunkte hineinzudenken, eigene Wissensgrenzen zu erkennen oder flexible Voraussagen zu treffen.
Nach diesen Maßstäben waren die betagten Probanden ihren jüngeren Kollegen deutlich überlegen. Das Durchschnittsalter des weisesten Fünftels der Teilnehmer lag bei rund 65 Jahren. Der Grund hierfür scheint offenbar einzig in der größeren Lebenserfahrung zu liegen. Weder individuelle Intelligenz noch Bildung oder Wohlhaben wirkten sich merklich auf das Abschneiden einer Person aus.
Nisbett und seine Kollegen empfehlen auf Grund ihrer Ergebnisse, Ämter wie Richter, Ratgeber und Diplomaten eher an Senioren zu vergeben. Die Stärken junger Menschen zeigten sich ebenfalls in der Studie, wenn auch nur in den vorangehenden Intelligenz- und Sprachtests: Hier punkteten die Junioren mit schnellem Denken sowie gutem Gedächtnis und ließen sich weniger leicht ablenken. (mb)
Grossmann, I. et al.:Reasoning about Social Conflicts Improves into Old Age. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1001715107, 2010.
Versuchsteilnehmer verschiedenen Alters bekamen fiktionale Zeitungsartikel zu lesen, die von persönlichen oder kulturellen Konflikten handelten. Anschließend sollten die Probanden voraussagen, wie sich die geschilderte Situation weiter entwickeln würde. Etwa: Kommt es zu Spannungen zwischen Immigranten und Einheimischen, wenn beide Parteien ihre eigene Kultur erhalten wollen? Die Forscher bewerteten gegebene Antworten nach sechs Definitionskriterien, zum Beispiel der Fähigkeit, sich in andere Standpunkte hineinzudenken, eigene Wissensgrenzen zu erkennen oder flexible Voraussagen zu treffen.
Nach diesen Maßstäben waren die betagten Probanden ihren jüngeren Kollegen deutlich überlegen. Das Durchschnittsalter des weisesten Fünftels der Teilnehmer lag bei rund 65 Jahren. Der Grund hierfür scheint offenbar einzig in der größeren Lebenserfahrung zu liegen. Weder individuelle Intelligenz noch Bildung oder Wohlhaben wirkten sich merklich auf das Abschneiden einer Person aus.
Nisbett und seine Kollegen empfehlen auf Grund ihrer Ergebnisse, Ämter wie Richter, Ratgeber und Diplomaten eher an Senioren zu vergeben. Die Stärken junger Menschen zeigten sich ebenfalls in der Studie, wenn auch nur in den vorangehenden Intelligenz- und Sprachtests: Hier punkteten die Junioren mit schnellem Denken sowie gutem Gedächtnis und ließen sich weniger leicht ablenken. (mb)
Grossmann, I. et al.:Reasoning about Social Conflicts Improves into Old Age. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1001715107, 2010.
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