News: Wenig nahrhafte Ameisen
Und der fremde Eindringling bringt die fein aufeinander abgestimmte Lebensgemeinschaft ganz gehörig aus dem Gleichgewicht, wie Andrew Suarez und seine Kollegen von der University of California in San Diego herausfanden. Als die Wissenschaftler 21 Lokalitäten in vier Landkreisen im südlichen Kalifornien auf ihre Artenzusammensetzung untersuchten, kamen sie zu folgender Erkenntnis: Überall dort, wo sich die argentinische Ameise angesiedelt hatte, war das Vorkommen der Kronen-Krötenechse (Phrynosoma coronatum) um 50 Prozent zurückgegangen. Entweder waren ihre Populationen klein, oder das Tier fehlte gänzlich in den Gebieten.
Und an dieser drastischen Abnahme der Reptilien sind die Neuankömmlinge wesentlich mitschuldig. Bislang bevorzugten die Echsen als Nahrung jene größeren heimischen Ameisenarten, die leicht zu fangen waren. Doch die argentinische Ameise vermag offensichtlich kein angemessener Ersatz zu sein, denn die Reptilien scheinen diese winzigen Insekten nicht verspeisen zu wollen. Und wohl aus gutem Grund, wie die Forscher in Fütterungsexperimenten mit kleinen Echsen feststellten, deren Nahrung einzig und allein aus argentinischen Ameisen bestand.
Jene exotischen Ameisen erwiesen sich als wenig nahrhaft: Die jungen Reptilien zeigten keinerlei Wachstum, und nicht selten verloren sie bei dieser einseitigen Ernährung sogar an Gewicht. Standen jedoch jene Insekten auf dem Speiseplan, wie sie für einen Lebensraum typisch sind, in dem der Einwanderer nicht vorkommt, wuchsen die Echsen ganz normal. "Die Nahrung der Kronen-Krötenechsen verändert sich, wenn diese größer werden, und zwar von kleineren zu größeren Ameisenarten", erläutert Suarez.
Demnach ist eine Vielfalt von Ameisen notwendig, um das Überleben der Echsen zu gewährleisten. Fehlt diese Lebensgrundlage, so gehen ihre Bestände rapide zurück. Doch nicht nur die argentinische Ameise macht den Reptilien zu schaffen, sondern auch die Zerstörung ihres bevorzugten Lebensraumes. Denn die einst unberührten Küsten-Sanddünen und dichte Buschvegetation sind oftmals nur noch bruchstückhaft vorhanden. Um die Populationen dieser Echsen zukünftig zu bewahren, gilt es nicht nur, ausreichend Lebensraum unter Schutz zu stellen, sondern diesen auch regelmäßig zu überwachen, damit keine exotischen Ameisen einwandern, hebt Suarez hervor.
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