Vulkanismus: Wenn Asche um die Welt reist
Wie weit kann vulkanische Asche in der Atmosphäre reisen? Offensichtlich weiter als gedacht, belegt nun eine Studie von Britta Jensen von der Queen's University in Belfast und ihren Kollegen: Sie hatten in einem nordirischen Feuchtgebiet Ascheablagerungen nachgewiesen, die sie letztlich auf eine Eruption des Mount Bona-Churchill in Alaska aus dem Jahr 847 zurückführen konnten. Weitere Nachforschungen ergaben, dass diese Sedimente auch an weiteren Fundorten in Europa auftreten, darunter Stellen in Deutschland. Bislang führten Geowissenschaftler diese Aschebänder mit der Bezeichnung AD860B auf eine Eruption ins Island zurück, woher normalerweise vulkanische Partikel stammen. Das konnte man beispielsweise beim Ausbruch des Eyjafjallajokull 2010 beobachten, als glasige Aschen den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmlegten.
Chemische Analysen zeigten jedoch keine Übereinstimmung mit isländischen Vulkanen, weshalb Jensen und Co ihre Spurensuche ausweiteten und letztlich auf den Mount Bona-Churchill stießen, der 847 eine sehr dicke Sedimentschicht in seinem Umfeld hinterließ, die weit ostwärts nach Kanada hineinreicht. Atmosphärenmodelle zeigten dann, dass die in der Luft verbliebene Asche innerhalb von Tagen Europa erreichte, bevor sie sich niederschlug. Diese weitreichenden Einflüsse amerikanischer Vulkane könnten im Eruptionsfall Konsequenzen für Transatlantikflüge haben, meint Jensen: Da die Partikel in Flugzeugturbinen rasch schmelzen und dann die Triebwerke zerstören, müssen die Maschinen Aschewolken weiträumig umfliegen. Ein Ausbruch des Bona-Churchill, der durchschnittlich alle 100 Jahre stattfindet, hätte also nicht nur lokale Wirkung in einer eher abgelegenen Weltgegend, sondern interkontinentale Folgen. Bislang war man davon ausgegangen, dass nur winzige Aerosole wie Schwefelsäuretröpfchen aus Vulkanausbrüchen um die Welt reisen können.
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