Wälder: Wie viele Baumarten gibt es weltweit?
Karomia gigas ist eine von 60 065 bekannten Baumarten weltweit – und eine der seltensten überhaupt: Nur noch sechs Exemplare des Gewächses konnte eine Expedition 2016 in einem entlegenen Teil Tansanias ausfindig machen. Der Rest wurde bereits abgeholzt. Beides sind Resultate der ersten globalen Inventur der Baumarten, die Paul Smith von Botanical Gardens Conservation International (BGCI) im britischen Richmond und seine Kollegen durchgeführt haben. Die Botaniker haben dazu Daten von 500 Mitgliedsorganisationen zusammengeführt und analysiert. Das Ziel sollte dabei nicht nur eine Liste der gesamten bekannten Baumspezies sein, sondern auch ein Werkzeug, mit dem seltene und bedrohte Arten erkannt und gerettet werden können.
Wie zu erwarten, weisen tropische Länder mit großen Regenwaldgebieten die meisten Arten auf. Die Liste wird von Brasilien, Kolumbien und Indonesien angeführt – allein in Brasilien finden sich mehr als 8700 Baumarten. Zugleich weist das Land die meisten endemischen Vertreter auf, also Gewächse, die nur dort vorkommen. Fast die Hälfte (45 Prozent) aller erfassten Spezies verteilen sich auf nur zehn Familien wie Hülsenfrüchtler (Leguminosae), Röte- (Rubiaceae) und Myrtengewächse (Myrtaceae), und 58 Prozent der Baumarten kommen nur in einem einzigen Staat vor, was sie besonders anfällig für katastrophale Ereignisse oder Umweltzerstörung macht. Allein in Amazonien beispielsweise existieren mindestens 11 676 Spezies, gleichzeitig nimmt die Abholzung dort wieder stark zu. Da jährlich 2000 Pflanzenarten neu beschrieben werden und sich darunter auch Bäume befinden, wird die Liste in den nächsten Jahren noch länger werden. Die Daten übertragen Smith und Co in den "GlobalTreeSearch", in dem Fachleute nach Arten und Verbreitungsgebieten recherchieren können.
Rund 300 Baumarten gelten den vorliegenden Daten zufolge bereits als "stark vom Aussterben bedroht", weil weniger als 50 lebende Individuen nachgewiesen wurden – mit Karomia gigas als einem der traurigen Extreme. Immerhin erreichte die letztjährige Expedition, dass die lokale Bevölkerung auf das Schicksal der Holzpflanzen aufmerksam wurde und diese nun unter Schutz stehen. Als die Bäume Samen produzierten, sammelten Botaniker diese schließlich ein und brachten sie in botanische Gärten in Tansania. Dort sollen sie keimen und aufwachsen, damit sie später vielleicht wieder in der freien Natur ausgepflanzt werden können.
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