Tierschutz-Erfolg: Zahl der Tiger hat sich verdoppelt
Der Bestand wild lebender Tiger in Asien erholt sich weiter: Seit dem historischen Tiefpunkt im Jahr 2006 ist die Zahl der Tiere in Indien beispielsweise auf rund das Doppelte gestiegen. Etwa 3000 dieser Großkatzen durchstreifen demnach die Wälder des Subkontinents.
Die ermutigenden Zahlen seien eine Folge der massiven Anstrengungen, die Indien derzeit unternimmt, um eine gesunde Tigerpopulation aufrecht zu erhalten, schreiben Matt Hayward von der University of Newcastle und Joseph Bump von der University of Minnesota im Magazin »The Conversation«. Von einem »erstaunlichen Comeback« spricht auch der Leiter der WWF-Initiative Tigers Alive, Stuart Chapman. Gute Nachrichten gebe es auch für die Tigerpopulationen in Bhutan, China, Nepal und Russland, die ebenfalls zunahmen, sowie für all die Menschen, die von intakten Ökosystemen profitieren.
Die Zahlen, die die indische Regierung am Welttigertag, dem 29. Juli, veröffentlicht, sind das Ergebnis einer der größten Tierzählungen, die je durchgeführt wurden. Zu klären, ob es tatsächlich die größte war, ist nun übrigens Sache des Guinness-Verlags, die Forscher haben eine Aufnahme in das Buch der Rekorde beantragt.
Laut Hayward und Bump kamen insgesamt 44 000 Vorortkräfte zum Einsatz, die 318 000 Habitate in 20 indischen Bundesstaaten, in denen es Tiger gibt, untersuchten. Dabei hätten sie 381 000 Quadratkilometer Landfläche durchkämmt.
Mittel der Wahl waren Kamerafallen, denn Tiger würden es den Forscher nicht gerade leicht machen, schreiben die beiden Wissenschaftler: Große alleinlebende Schleichjäger hassten es, gesehen zu werden. »Wenn wir also Tiger zählen wollen, gibt es von den Tigern keine Hilfe.«
Um die 35 Millionen Fotos, die von den 26 760 Kamerafallen aufgezeichnet wurden, auswerten zu können, setzten die Forscherteams auf künstliche Intelligenz. Mit Hilfe der Technik konnten sie automatisch individuelle Tiger auseinanderhalten. Da auf Grund einer schwierigen politischen Lage nicht in allen Tigergebieten Kameras installiert werden konnten, wurden nur 86 Prozent der Tiere eindeutig über Fotos identifiziert. Auf die Gesamtzahl von zirka 3000 Großkatzen kamen die Experten schließlich durch Hochrechnung. Sie deckt sich aber mit den Werten aus den vergangenen Erhebungen. Alle vier Jahre soll eine solche Bestandsaufnahme wiederholt werden.
In ihrem Kommentar gehen Hayward und Bump auch auf problematische Entwicklungen ein. Den Auswertungen zufolge stieg zwar die Zahl der Katzen, nicht aber die ihrer Verbreitungsgebiete. In den letzten fünf Jahren seien diese um ein Fünftel geschrumpft, und nur acht Prozent der Fläche kamen neu hinzu. Ein Verlust von Lebensraum kann dazu führen, dass Populationen anfälliger für Störungen werden. Sind Habitate nicht durch Korridore verbunden, verarmt zudem die Population auf lange Sicht genetisch. Laut WWF besteht die größte Gefahr für die Tiger allerdings derzeit in der in Südostasien stark angestiegenen Wilderei, insbesondere durch Fallen. Experten der Tierschutzorganisation schätzen die Zahl der Schlingenfallen auf rund zwölf Millionen. Sie seien der Grund dafür, dass die Tiger in Ländern wie Kambodscha oder Laos vermutlich ausgestorben seien.
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