Sinne: Zu viel ist zu viel
Selten traut unser Gehirn nur einem Sinn, und folgen wir einem Gespräch, "hören" auch die Augen mit. Automatisch werden die verschiedenen Signale gleich verknüpft, um ein optimales Ergebnis zu erhalten. Aber auch Automatismen können gestört werden.
Wollte er an die Bar? Oder war das Fleisch nicht gar? Oder war irgendjemand noch nicht da? Es ist doch immer wieder dasselbe Problem auf diesen Partys: Einfach zu laut für eine Unterhaltung. Da bleibt nur das Übliche: Lippenlesen, um damit wenigstens noch einige Anhaltspunkte zu erhaschen, was er oder sie gerade gesagt haben könnte.
Warum der Blick manchmal hilft und manchmal nicht, wird an einem interessanten Effekt deutlich, den die Psychologen Harry McGurk und John MacDonald im Jahr 1976 beschrieben: Spielten sie Freiwilligen einen Film vor, in dem ein Sprecher die Silbe 'ga' artikulierte, und synchronisierten den Ausschnitt aber mit dem Laut 'ba', dann hörten die Zuschauer weder noch, sondern 'da' – also ein Gemisch der visuellen und akustischen Eindrücke.
Denn unser Gehirn traut selten einer Information allein. Lieber verknüpft es die eingehenden Signale mehrerer Sinne, und das schon auf den untersten Ebenen der Verarbeitung. Passend dazu erwies sich die Kombinationsgabe als ausgesprochen stress- und störungsresistent: Selbst wenn Probanden nebenher noch andere Aufgaben erledigen mussten, Mundbewegungen und Erlauschtes gehörten offenbar untrennbar zusammen bei der sprachlichen Kommunikation – beides kommt gleich in einen Topf, um daraus das Wesentliche zu ziehen.
Doch so untrennbar, wie dies bisherige Studien nahe legten, ist der Prozess nicht. Denn gemäß den Ergebnissen von Agnès Alsius von der Universität Barcelona und ihren Kollegen hatten die Experimentatoren bislang unser Denkorgan noch nicht bis an seine Grenzen belastet. So zeigen die Versuche der spanischen Arbeitsgruppe, dass wirklich aufwändige Nebenjobs die sinnvolle Gesamtinterpretation doch wieder in Einzelaspekte zerbröseln lässt.
Und plötzlich funktionierte die Illusion nicht mehr: Selbst wenn die Filmsprecherin gut zu sehen und zu hören war, und egal ob die Zusatzaufgabe die Augen oder die Ohren beschäftigte – die Verknüpfung der beiden Reizeindrücke ging verloren. Mit dem Erfolg, dass die Teilnehmer zwar 'ga' sahen, aber trotzdem ganz richtig das gehörte 'ba' identifizierten. Von 'da' war nur noch bei acht Prozent die Rede.
Und wie ist das mit der Party? Nun, da hier zu Hörendes und Sehendes in der Botschaft übereinstimmen sollten, ist der automatische Blick zum Sprechermund sicher sinnvoll. Nur wenn es zu laut ist, hilft das unserem Gehirn auch nicht mehr, weil es seine Kombinationsgabe verliert. Liegt einem also sehr am Gespräch, lohnt sich vielleicht doch die Suche nach einer ruhigeren Ecke.
Warum der Blick manchmal hilft und manchmal nicht, wird an einem interessanten Effekt deutlich, den die Psychologen Harry McGurk und John MacDonald im Jahr 1976 beschrieben: Spielten sie Freiwilligen einen Film vor, in dem ein Sprecher die Silbe 'ga' artikulierte, und synchronisierten den Ausschnitt aber mit dem Laut 'ba', dann hörten die Zuschauer weder noch, sondern 'da' – also ein Gemisch der visuellen und akustischen Eindrücke.
Denn unser Gehirn traut selten einer Information allein. Lieber verknüpft es die eingehenden Signale mehrerer Sinne, und das schon auf den untersten Ebenen der Verarbeitung. Passend dazu erwies sich die Kombinationsgabe als ausgesprochen stress- und störungsresistent: Selbst wenn Probanden nebenher noch andere Aufgaben erledigen mussten, Mundbewegungen und Erlauschtes gehörten offenbar untrennbar zusammen bei der sprachlichen Kommunikation – beides kommt gleich in einen Topf, um daraus das Wesentliche zu ziehen.
Doch so untrennbar, wie dies bisherige Studien nahe legten, ist der Prozess nicht. Denn gemäß den Ergebnissen von Agnès Alsius von der Universität Barcelona und ihren Kollegen hatten die Experimentatoren bislang unser Denkorgan noch nicht bis an seine Grenzen belastet. So zeigen die Versuche der spanischen Arbeitsgruppe, dass wirklich aufwändige Nebenjobs die sinnvolle Gesamtinterpretation doch wieder in Einzelaspekte zerbröseln lässt.
Die Forscher hatten ihre freiwilligen Teilnehmer nach bester McGurk-Manier mit Filmen und falscher akustischer Untermalung in die Irre geführt: Ein Drittel bestand auf einem gehörten, aber nicht dagewesenen 'da'. Einigen machten es die Forscher aber schwer: Die Probanden sollten während der Videoeinlage gleichzeitig noch weitere anspruchsvolle Aufgaben visueller oder akustischer Natur bewältigen. So verschleierten im einen Fall Linienzeichnungen das sprechende Gesicht, im anderen Fall überlagerten Hundegebell und Trillerpfeifen die zu hörenden Worte.
Und plötzlich funktionierte die Illusion nicht mehr: Selbst wenn die Filmsprecherin gut zu sehen und zu hören war, und egal ob die Zusatzaufgabe die Augen oder die Ohren beschäftigte – die Verknüpfung der beiden Reizeindrücke ging verloren. Mit dem Erfolg, dass die Teilnehmer zwar 'ga' sahen, aber trotzdem ganz richtig das gehörte 'ba' identifizierten. Von 'da' war nur noch bei acht Prozent die Rede.
Und wie ist das mit der Party? Nun, da hier zu Hörendes und Sehendes in der Botschaft übereinstimmen sollten, ist der automatische Blick zum Sprechermund sicher sinnvoll. Nur wenn es zu laut ist, hilft das unserem Gehirn auch nicht mehr, weil es seine Kombinationsgabe verliert. Liegt einem also sehr am Gespräch, lohnt sich vielleicht doch die Suche nach einer ruhigeren Ecke.
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