»WasserWelten«: Einmalig schöne Wasserwelten: schützenswert!
Es gibt immer neue Horrormeldungen, etwa zu Dürren oder Waldbränden. Manch einer mag es vielleicht nicht mehr hören. »So viele Krisen. Darauf könnte man leicht mit Panik, Schmerz und Lähmung reagieren«, schreibt Rachel Taylor, die Herausgeberin dieses Buches. Es soll ein Gegenentwurf zu all den schlechten Nachrichten sein – damit angesichts all der negativen Gefühle nicht die guten Taten unterbleiben, so Taylor. Es ist ein positiver Blick, den sie auf die Schönheiten dieses lebenswichtigen Elixiers richtet: »Wasser und Wellen tragen uns. Seine atemberaubende Schönheit, seine unbändige Kraft und Wildheit geben uns das Gefühl lebendig zu sein.« Doch auch wenn die Fotos im Buch eine heile Welt suggerieren: Neben den Naturschönheiten werden in den Texten auch die regional spezifischen Schäden angesprochen, die etwa durch den Bergbau, die Fischindustrie oder die Trockenlegung von Mooren entstehen.
Das Buch der zwölf guten Wassertaten
Neben Rachel Taylor haben weitere Autoren zu diesem Buch beigetragen. Sie erzählen insgesamt von zwölf Menschen, die an zwölf Orten der Welt Wasserumwelten erhalten wollen: im Gletscher, im See, im Regenwald, im Delta, an der Küste, in finnischen Feuchtgebieten oder auch in der Wüste. Überall gibt es einheimische oder auch indigene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oder aktive Umweltmenschen, deren Arbeit sie präsentieren.
So stellt Anne-Sophie Balzer die österreichische Ökologin Birgit Sattler vor, die sich mit kleinsten Lebewesen, den Mikroben, im Eis auskennt. Rachel Glassberg schreibt über Rok Rozman, einen ehemaligen slowenischen Wettkampfruderer, der sein Wissen vom Angeln und den Fischen in den Flüssen teilt und sich gegen Staudämme einsetzt. Jennifer Tierney zeigt, wie der Finne Tero Mustonen, Dorfoberhaupt der Selkie, die traditionelle und indigene Lebensweise pflegt. Begleitet wird der Text jeweils von imponierenden Fotos. Jeden Beitrag eröffnet ein eindrucksvolles und ganzseitiges Bild der Person, um die es jeweils geht, gefolgt von Aufnahmen zum Beispiel eines dunkelblauen Gletschers, menschenleerer Feuchtgebiete, grüner fruchtbarer Bauminseln in der Wüste oder eines Surfers, der gerade unter einer grünblauen Welle hindurchrauscht. Viele der Porträtierten berichten, dass sie das tiefe Gefühl für die Natur, die sie nun schützen wollen, als Kinder durch ihre Eltern kennengelernt haben.
Ergänzt werden die Porträts der zwölf Menschen durch farbig unterlegte Texte zur wissenschaftlichen Einordnung der Beispiele: Wie funktioniert die »Walpumpe« im Kreislauf des Meeres, wenn die Tiere ihren Kot und den darin gebundenen Kohlenstoff nach unten abgeben? Wie alt ist das Wasser eigentlich? Das Buch geht aber auch auf die Geschichte des Surfens ein oder die Fragen, warum Fischschwärme Superorganismen sind oder wo der Kelp, der Seetang, wächst und warum er so wichtig ist.
Der Band macht neugierig. Und er macht Lust auf Wasser. Und vielleicht erreicht Rachel Taylor, dass Menschen nach dem ganzen Schauen und Lesen ihren Vorschlag umsetzen: »Wenn Ihnen danach ist, gehen Sie nach draußen, suchen Sie ein Gewässer irgendwo in Ihrer Nähe auf, greifen Sie ins Wasser.«
»WasserWelten« ist ein Buch, das auffällt. Allein schon aufgrund der schieren Größe des Bildbandes, des reliefartigen Einbands und des Gewichts von fast zwei Kilo. Es einfach mal wegzulegen, fällt in jeder Hinsicht schwer. Und trotz all seiner schönen Bilder macht es klar: Es ist eine fragile schöne Wasserwelt, die hier erschlossen wird. Das weiß auch Taylor, die zu den wunderschönen Bilderwelten anmerkt: »Die Prognose für die Zukunft ist alles andere als erfreulich.«
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