1. Der Ort des extremsten Wetters: Mount Washington |
Eisige Kälte, Nässe, Nebel und Unmengen an Schnee, rasende Winde: Es gibt sicherlich angenehmere Arbeitsplätze als die Wetterbeobachtungsstation auf dem Mount Washington im US-Bundesstaat New Hampshire. Wer aber als Meteorologe Rekorde sucht, ist hier genau an der richtigen Stelle. Obwohl der Berg nur knapp 1917 Meter hoch ist und auf dem gleichen Breitengrad wie beispielsweise die italienische Hafenstadt Genua liegt, suchen ihn extreme Wetterlagen heim wie sonst kaum einen anderen Ort auf diesem Planeten. Oder wie es einer der Treuhänder des örtlichen Observatoriums einst ausdrückte: "An irgendeinem Platz auf Erden mag es dann und wann noch schlechteres Wetter geben. Aber das muss man erst einmal verlässlich aufzeichnen."
1870 wurde die weltweit erste meteorologische Überwachungsstation aufgebaut. Hier wurden am 12. April 1934 die bislang stärksten Windgeschwindkeiten in Bodennähe aufgezeichnet: Mit Spitzenwerten von 372 Kilometern pro Stunde fegte ein Sturm über den Gipfel – lange Weltrekord, bis dies ein Wirbelsturm vor Australien übertraf. Solch heftige Orkane sind nicht die Regel, aber prinzipiell windet es auf dem Berg fast ständig und kräftig, denn er liegt im Kreuzungspunkt dreier ausgeprägter Sturmbahnen. Sowohl aus der Golfregion als auch aus dem Atlantik und sogar vom nordwestlichen Pazifik fegen Sturmtiefs vorüber.
An 110 Tagen im Jahr übersteigen die Windgeschwindigkeiten Hurrikanstärke – alles, was draußen stehen muss, ist deshalb mit schweren Ketten festgezurrt. Und das Observatorium ist so gebaut, dass es Stürmen bis zu 480 Kilometern pro Stunde widersteht. Doch Winde allein plagen die Forscher nicht: Mit den Tiefs prasseln auch ergiebige Niederschläge auf sie herab. Im Winter 1968/69 fielen 14 Meter Schnee auf dem Berg, dazu regnet es im Jahresschnitt mehr als 2500 Liter auf den Quadratmeter. Im Winter fallen die Temperaturen häufig unter minus 40 Grad Celsius, die sich in Kombination mit den harschen Winden bisweilen wie minus 70 Grad Celsius anfühlen. An der Wetterstation wachsen dann waagrechte, meterlange Eisfahnen und hüllen sie in einen frostigen Panzer.
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