Lexikon der Biochemie: Defensine
Defensine, eine Familie von kationischen antibiotischen, antiviralen und cytotoxischen Peptiden mit 29-35 Aminosäurebausteinen, die sechs Cysteinreste in Disulfidbindungen enthalten. D. kommen in Granulocyten, Makrophagen und im Dünndarm von Menschen und anderen Säugern sowie in der Hämolymphe von Insekten vor. Sie gehören zum antimikrobiellen Arsenal vieler Tiere und sollen an Gewebeentzündungen sowie an der endokrinen Regulation während der Infektion beteiligt sein. Man unterscheidet neben den "klassischen" D., die β-D. und die Insekten-D. Aus der Formel für das humane neutrophile 30-Peptid HNP-1, H-Ala1-Cys-Tyr-Cys-Arg5-Ile-Pro-Ala-Cys-Ile10-Ala-Gly-Glu-Arg-Arg15-Tyr-Gly-Thr-Cys-Ile20-Tyr-Gln-Gly-Arg-Leu25-Trp-Ala-Phe-Cys-Cys30-OH ist die Anordnung der drei Disulfidbrüken zu entnehmen (Cys2-Cys30/Cys4-Cys9/Cys9-Cys29). D. haben potenzielle Bedeutung als prophylaktische und therapeutische Agenzien bei Infektionen. Sie sind aktiv gegen Virushüllproteine und inhibieren HIV. D. kommen in nativer Umgebung nur als Dimere vor und bilden dabei ein polares und ein apolares Ende mit einem in den hydrophilen Bereich des Dimers eingelagerten wassergefüllten Kanal. Es wird angenommen, dass D. in Zellmembranen einen hydrophilen Kanal oder eine große Pore bilden. Für einen Kanal werden zwei D.-Dimere benötigt, die jeweils die Hälfte der Lipid-Doppelschicht durchspannen, während sich für die Ausbildung einer Pore mindestens vier D. in der Zellmembran zusammenlagern müssen.
Zur Familie der D. gehören auch die Corticostatine (Corticostatin R4). [T. Ganz u. R.I. Lehrer Pharm. Ther. 66 (1995) 191; E. Martin et al. J. Leucocyte Biol. 58 (1995) 128]
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