Alte Farben
Fossile Feder
Nimmt man die Zahl ihrer Beobachter als Maßstab, gehören Vögel zu den beliebtesten Geschöpfen auf Erden. Neben ihrem häufig lieblichen Gesang spielt mit Sicherheit auch ihr buntes Federkleid die Hauptrolle: Für den Menschen als Augentier sind die schrillen Papageien, irisierenden Kolibris oder knalligen Paradiesvögel eben optisch eindrucksvoller als die eintönig graubraunschwarzen Nagetiere.
Wie aber haben die Vögel der Vergangenheit ausgesehen – die urzeitlichen Vorfahren der heutigen Piepmätze? Derek Briggs, der derzeit an der Universität Bonn forscht, und seine Kollegen könnten der Enttarnung der fossilen Federfärbung einen Schritt nähergekommen sein. Sie durchleuchteten eine in China ausgegrabene, 100 Millionen Jahre alte Feder aus der Unteren Kreide mit einem Elektronenmikroskop. Ihr Ziel: die dunklen Bänder, die in regelmäßigen Abständen das Objekt durchziehen.
Bislang hatte die Wissenschaft Bakterien im Verdacht, deren Kohlenstoffspuren im Laufe der Millennien versteinerten. Dies erwies sich nun jedoch als falsch: Tatsächlich handelt es sich dabei um fossilierte Melanosome, in denen zu Lebzeiten des Vogels das Pigment Melanin gespeichert war – und die das Tier damals in einem rostigen Rot oder dunklem Schwarz färbten. In einer bestimmten Struktur angeordnet, produziert das Melanin sogar schillernde Leuchtfarben wie jene der Kolibris.
Auch in den Kopffedern eines Vogels aus dem Eozän vor 55 Millionen Jahren wies Briggs' Team ähnliche Spuren nach – und sogar in dem Abdruck, den das ehemalige Auge im Stein hinterlassen hatte. Die Struktur dieser Melanosomen ähnelte jenen der heutigen Arten sehr stark. Mit diesen Erkenntnissen sollen nun auch versteinerte Reste von Schuppen oder Fellen in Augenschein genommen werden: Auf dass wir uns bald ein lebendigeres und vor allem farbigeres Bild von der Vergangenheit machen können. (dl)
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