Neurologie: Der Filter im Hirn der Fledermäuse
Brillenblattnase im Nachtflug
Fledermäuse steuern selbst im Dunkeln sicher ihr Ziel an. Dazu stoßen sie in einem fort Laute im Ultraschallbereich aus. Ihr superfeines Gehör nimmt die Reflexionen auf, über die sich die Flugtiere dann orientieren. All das ist längst bekannt. Was bisher weniger gut erforscht war: wie das Gehirn der Tiere die Töne sortiert und die entscheidenden Laute herausfiltert.
Forschende um Manfred Kössl und Johannes Wetekam von der Goethe-Universität Frankfurt haben dazu Brillenblattnasen-Fledermäuse untersucht (Carollia perspicillata). Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachmagazin »European Journal of Neuroscience« veröffentlicht. Die in weiten Teilen Südamerikas verbreiteten Brillenblattnasen wurden in einen Narkoseschlaf versetzt und haarfeine Messelektroden unter ihrer Kopfhaut platziert. Anschließend spielte die Forschergruppe zwei verschiedene Töne in unterschiedlicher Häufigkeit vor. Wie sich zeigte, reagierte das Gehirn der Tiere auf seltene, unerwartete Töne stärker als auf häufige.
Als unerwartet registrierte das Wissenschaftlerteam, dass die Signale bereits im Stammhirn der Fledermäuse verarbeitet wurden. In diesem Hirnareal vermuteten Experten bislang lediglich die Aufnahme von Tönen, nicht schon ihre Verarbeitung. Wahrscheinlich kann das Fledermausgehirn so nicht nur Energie sparen, sondern auch rascher auf Signale reagieren.
Die Brillenblattnasen kommen in einem großen Gebiet von Mexiko bis Argentinien vor. Die Tiere, die eine Flügelspannweite von rund 40 Zentimetern aufweisen, fliegen nachts auf Futtersuche. Mit Hilfe ihrer Echonavigation, aber vor allem durch ihren Geruchssinn finden sie bodennahe Früchte, die ihre hauptsächliche Nahrung darstellen.
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