Bronzezeit in Arabien: Handelsstation zwischen den Kontinenten
Kalba in der Abenddämmerung
Am Golf von Oman, an einer Schnittstelle zwischen Orient und Okzident, richteten Menschen bereits vor 4500 Jahren ein Handelszentrum ein. Die Bewohner der Siedlung handelten mit Waren aus Indien, Mesopotamien und Arabien, aber ebenso mit Erzen und Gesteinen aus der Umgebung. Das ergaben Grabungen des Österreichischen Archäologischen Instituts in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter der Leitung von Barbara Horejs. Seit 2019 graben die Fachleute am Fundplatz Kalba im Südosten der Arabischen Halbinsel und entdeckten bisher ringförmige Steinmauern, Überreste von gewaltigen Türmen und Mangrovenhölzer. Letztere zeigen, dass die Lebensbedingungen wohl sehr günstig gewesen waren, als die Siedlung in der frühen Bronzezeit gegründet wurde. Sie existierte anschließend außergewöhnlich lange, von zirka 2500 bis 600 v. Chr.
Bei den aktuellen Grabungen, die Ende 2024 abgeschlossen sein werden, legten die Archäologen bislang Lehmziegelbauten sowie Spuren der Kupferverarbeitung frei. Das Metall sowie einige Halbedelsteine wie Jaspis, Achat und Karneol stammten aus dem Umfeld der Handelsstation. Die nah gelegenen Lagerstätten spielten vermutlich eine wichtige Rolle im Handel mit den Anrainern, mit denen Kalba zur See und zu Land in Kontakt stand. Diese dürften nicht nur im benachbarten Mesopotamien und Arabien gelegen haben, sondern auch im fernen Indien, wie Funde aus Kalba bezeugen. Anfang 2024 veröffentlichte die Forschergruppe Siegel aus Speckstein im Fachblatt »Antiquity«. Die Darstellungen auf den Siegeln zeigen Motive der indischen Harappa-Kultur und des mesopotamischen Kulturkreises in arabischer Machart.
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