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Westfalen: Römisches Meisterwerk der Technik lag auf Acker

In Ostwestfalen sammelte ein Sondengänger ein winziges Metallobjekt von einem Feld. Es entpuppte sich als römisches Vorhängeschloss – in Miniatur und aus Gold gefertigt.
Ein antikes, zylinderförmiges Schloss aus Gold liegt auf einer glänzenden, schwarzen Oberfläche. Das Schloss zeigt ein Schlüsselloch und dekorative Durchbrüche. Es spiegelt sich leicht auf der Oberfläche wider.

Klein, kleiner, Dosenschloss

Wie der antike Goldfund auf einen Acker weitab des ehemaligen Imperium Romanum gelangen konnte, ist noch ungeklärt. Sicher ist aber: Es handelt sich um die luxuriöse Miniaturfassung eines römischen Dosenschlosses aus dem 3. oder 4. Jahrhundert. Constantin Fried, der mit Erlaubnis des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) samt seiner Metallsonde auf die Suche gegangen war, entdeckte den winzigen Zylinder 2023 bei Petershagen-Frille in Ostwestfalen, rund 60 Kilometer westlich von Hannover. Das Objekt mit gut einem Zentimeter Höhe und Durchmesser sei funktionstüchtig gebaut. Und es sei einzigartig in Europa, sagte der Direktor des LWL Georg Lunemann bei der Vorstellung des Funds Ende Januar in Münster.

Der aus Goldblechen zusammengenietete Zylinder ist laut Archäologen des LWL baugleich mit römischen Dosenschlössern. Dabei handelt es sich um eine Art Vorhängeschloss mit eingebauter Kette, wie es mehrfach aus der Antike überliefert ist, jedoch größer und aus Bronze oder Eisen gefertigt. Beim Exemplar aus Petershagen-Frille fehlt die Kette und – wenig überraschend – auch der Schlüssel. Bei der Restaurierung fiel jedoch auf, dass in dem Döschen noch das Endglied der Kette sowie verrostete Eisenteile stecken.

Um genauer ins Innere zu blicken, ließ der LWL den Zylinder am Paul Scherrer Institut im schweizerischen Villigen mit einem speziellen Röntgenverfahren, der 3-D-Neutronen-Computertomografie, durchleuchten. Die Scans zeigten, dass die Mechanik des Schlosses vollständig erhalten war. Allerdings war sie bereits in römischer Zeit beschädigt worden. Womöglich als jemand versucht hatte, das Schloss aufzubrechen.

Die ursprüngliche Herkunft des Objekts liege zweifelsfrei im Römischen Reich. »Das Schloss wurde sicher im provinzialrömischen Gebiet hergestellt und kann nach Form, technischem Aufbau und Verzierungsstil in das 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden«, erklärte die LWL-Archäologin Barbara Rüschoff-Parzinger laut einer Pressemitteilung. Wie es auf den Acker in Ostwestfalen kam, das damals im freien Germanien weitab des Limes lag, ist unklar – aber die Menschen zu beiden Seiten der Grenze standen im Austausch. So vermuten die Archäologen, dass der Fund als Handelsware oder Beutestück nach Germanien kam. Ebenso könnte es das Mitbringsel eines einheimischen Mannes gewesen sein, der aus dem römischen Militärdienst in seine Heimat zurückgekehrt war.

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