Haustiere: Warum stinken nasse Hunde?
Wer mit seinem Hund Gassi geht, führt einen wahren Mikrokosmos an der Leine spazieren, denn im Hundefell leben abertausend Bakterien und Hefen. Die sind weder schädlich noch krankhaft, ihre Ausscheidungen können nur eben ganz schön miefen. Ob Veilchenduft oder feuchter Hund – um wahrzunehmen, wonach etwas riecht und ob es duftet oder eben nicht, braucht es ein komplexes Zusammenspiel von Nase und Hirn. Mit jedem Atemzug gelangen Geruchsmoleküle tief in unsere Nasenhöhle und auf spezialisierte Nervenzellen, die Riechzellen. Sie übersetzen den chemischen Fingerabdruck der Moleküle in ein elektrisches Signal, das ins Gehirn läuft. Dort löst es Schaltkreise aus, die uns dabei helfen, den Geruch einzuordnen: Veilchen? Nein, wohl doch eher feuchter Hund …
Übrigens, je mehr Geruchsmoleküle in unserer Nase, desto mehr Signal und umso stärker nehmen wir einen Geruch wahr. Moleküle, die die Riechzellen nicht aktivieren, nehmen wir dagegen als geruchlos wahr. Beziehungsweise: eben gar nicht.
Chien No. 5
Feuchter Hundegeruch kann einen dagegen wortwörtlich umhauen, während sich der Eigengeruch trockener Vierbeiner normalerweise in Grenzen hält. Obwohl Bakterien und Hefen das Hundefell ständig mit Ausscheidungen düngen, sind die im und aus dem trockenen Pelz kaum wahrnehmbar. Nasse Hunde stinken dagegen eben erbärmlich, weil Wasser ins Spiel und Fell kommt: Es löst Geruchsstoffe aus den Miniexkrementen und setzt beim Verdunsten einen modrigen Nebel frei. Feuchte Luft nimmt zudem eine höhere Konzentration an Geruchsmolekülen auf, und so bekommt die Duftwolke eine besonders starke Schlagkraft auf unser Riechorgan.
Sonderlich viel hat sich die Forschung, vielleicht nicht verwunderlich, mit dem Geruch von nassen Hunden übrigens noch gar nicht beschäftigt. Immerhin, Anfang der Nullerjahre gab es eine kleine Pilotstudie am Nestlé Research Center in den USA. Vielleicht entwickelte man dort ein neues Hundefutter, ein neues Hundeshampoo oder gar ein Deo für Hunde – wer weiß, jedenfalls untersuchte man die organischen flüchtigen Verbindungen, die aus trockenem und feuchtem Hundefell emporsteigen, und verglich sie miteinander.
So identifizierte man schließlich eine Reihe von Verbindungen, deren Konzentration sich im nassen Hundehaar erhöhte – einige davon (wie Benzaldehyd, Phenylacetaldehyd, Acetaldehyd, Phenol und 2-Methylbutanal) stärker als andere. Aber man fand auch Verbindungen (wie Isovaleriansäure und mehrere geradkettige Aldehyde), deren Konzentration von trocken zu feucht sogar abnahm.
Das kleinteilige Studienergebnis ist nicht leicht zusammenzufassen – jedoch macht ein komplexer Molekülcocktail, dem wie auch immer geartete, diverse chemische Reaktionen zu Grunde liegen, am Ende aus nassen Hunden stinkende.
Wem der feuchte Pelz seines Hundes stinkt, muss tun, was sich zunächst widersprüchlich anhört: ihn baden. Das verringert die Anzahl der Mikroorganismen und damit die Geruchsbildner im Fell. Die unter Hundehaltern hitzig diskutierte Frage, wie oft man einen Hund waschen darf, um den natürlichen Schutzfilm seiner Haut nicht zu zerstören, lässt sich dabei nur diplomatisch beantworten: so selten wie möglich, aber so oft wie nötig. Wenn Ihr Hund – egal ob gebadet oder ungebadet – also das nächste Mal durch die Sprinkleranlage läuft, denken Sie an die abertausend Mikroorgansimen in seinem Fell, die damit auch ihre Abkühlung bekommen. Denn die machen aus dem nassen Hund einen stinkenden.
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