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Lexikon der Astronomie: Planetarische Nebel

Planetarische Nebel (engl. planetary nebula) haben nichts mit Planeten zu tun. Die Bezeichnung ist historisch bedingt, weil die Astronomen die ausgedehnten, im Fernrohr flächenhaft erscheinenden Nebel mit Planetenscheiben in Verbindung brachten. Heute wissen wir, dass das ein Irrtum war.
Denn die farbenprächtigen Planetarischen Nebel sind das Überbleibsel einer sehr aktiven Phase einer bestimmten Klasse von Sternen: den Roten Riesen.

Relikte eines Sternenlebens

Rote Riesen geben starke Sternwinde ab und blasen damit Sternmaterie ins interstellare Medium. Die Sonne wird ebenfalls diese Rote-Riesen-Phase in etwa 6.5 Mrd. Jahren durchlaufen und durch den Sonnenwind fast die Hälfte ihrer Masse verlieren! Nach der Riesensternphase bleiben zwei Relikte: ein ausgedehnter Planetarischer Nebel und in dessen Zentrum ein Weißer Zwerg.

Warum sehen wir den Nebel?

In diesem Zwerg laufen keine thermonuklearen Fusionsprozesse mehr ab. Aber der Weiße Zwerg ist extrem heiß und gibt Wärmestrahlung sogar im Ultravioletten ab. Diese energiereiche Strahlung regt die abgestreifte Sternmaterie in der Umgebung zum Leuchten an: der Planetarische Nebel erstrahlt und präsentiert sich dem entzückten Beobachter.

attraktives Beispiel: Der Katzenaugennebel NGC 6543

Katzenaugennebel NGC 6543 Das Beobachtungsfoto rechts zeigt den farben- und formenprächtigen Planetarischen Nebel NGC 6543, auch Katzenaugennebel (engl. Cat's Eye nebula) genannt, aufgenommen mit dem Weltraumteleskop Hubble (Credit: STScI/ACS/ESA Corradi et al., April 2004, große Version). Der Nebel ist etwa 3000 Lichtjahre entfernt und liegt im Sternbild Draco (dt. Drachen) am Nordhimmel. Etwa alle 1500 Jahre wirft der Stern Materie in kugelartigen Blasen aus. Die konzentrischen Ringe sind Relikte dieser Sternwinde und entstehen durch Projektion an die Himmelssphäre. Entlang einer Achse befinden sich stellare Jets und Gasknoten, die die Ringstrukturen durchstoßen (gut zu sehen oben rechts und unten links). Die komplexe Struktur im Innern ist noch nicht genau verstanden und rührt vermutlich von der Überlagerung nicht-kugelförmiger Winde sowie vom Einfluss durch Magnetfelder.

aktuelles Beispiel: NGC 2440, ein ganz heißes Teil

NGC 2440 Das Beobachtungsfoto links stammt ebenfalls vom Weltraumteleskop Hubble und zeigt den Planetarischen Nebel NGC 2440, der dem Katzenaugennebel kaum in Schönheit nachsteht (Credit: NASA/ESA Noll et al., STScI, Februar 2007, große Version). NGC 2440 ist etwa 3600 Lichtjahre entfernt (und gehört damit zur Milchstraße) und befindet sich am Südhimmel im Sternbild Puppis (dt. Hinterdeck). Im Zentrum des Nebels befindet sich wie erwartet ein Weißer Zwerg, der mit 200000 Kelvin Oberflächentemperatur (präzise: Effektivtemperatur) zu den heißesten überhaupt gehört!
Die Kompositaufnahme entstand nach dem verhängnisvollen Defekt der Kamera ACS und wurde mit der noch voll funktionsfähigen Kamera WFPC2 aufgenommen.

  • Die Autoren
- Dr. Andreas Müller, München

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