Lexikon der Astronomie: Tierkreis
Der Tierkreis (Zodiak; von grch. 'zodiakos kyklos') ist eine Bezeichnung für zwölf bestimmte Sternbilder, die weder dem Südhimmel, noch dem Nordhimmel zugeordnet werden können. Sie sind sowohl von nördlichen, als auch von südlichen Breiten sichtbar – jedoch nicht alle zur gleichen Zeit.
Und so heißen sie
Die Tierkreiszeichen, das sind Steinbock (Capricornus), Wassermann (Aquarius), Fische (Pisces), Widder (Aries), Stier (Taurus), Zwillinge (Gemini), Krebs (Cancer), Löwe (Leo), Jungfrau (Virgo), Waage (Libra), Skorpion (Scorpius) und Schütze (Sagittarius).
Was zeichnet den Tierkreis aus?
Das Besondere am Tierkreis ist seine relative Orientierung zur Bahnebene der Erde, der Ekliptik. Wenn wir als irdische Beobachterentlang dieser Ebene schauen, so sehen wir Sterne, die Teil sind von bestimmten Sternbildern. Dies sind gerade die Tierkreiszeichen! Die folgende Abbildung illustriert, wie man sich diese Anordnung von Erde, Ekliptik und Tierkreiszeichen geometrisch vorstellen muss:
Der Beobachter kann nie alle zwölf Tierkreiszeichen gleichzeitig sehen, weil sie sich in einem Bogen um den Globus schlingen. Tagsüber, wenn die anderen Tierkreiszeichen auftauchen, die man nachts nicht sehen konnte, werden sie von der Sonne überstrahlt. Aber im Wechsel der Jahreszeiten darf der irdische Beobachter schließlich stolz behaupten, alle Tierkreiszeichen gesehen zu haben – falls er das Jahr über fleißig geschaut hat.
Ein 13. Tierkreiszeichen?
Wenn man wirklich genau entlang der Bahnebene schaut, entdeckt man auch Sterne, die nicht zu den zwölf genannten gehören, sondern zu einem Sternbild namens Schlangenträger (Ophiuchus). Der Schlangenträger befindet sich zwischen den Tierkreiszeichen Schütze und Skorpion. Er hat es leider nicht geschafft, zum elitären Kreis der zwölf Tierkreiszeichen zu gehören. Ein hypothetischer Grund für diesen Ausschluss könnte der Folgende sein: Auf die Frage 'Und was bist Du für ein Sternzeichen?' wollte niemand mit 'Schlangenträger' antworten.
Der Schlangenträger trägt tatsächlich eine Schlange, die ebenfalls ein Sternbild mit der internationalen Bezeichnung Serpens ist. In der griechischen Mythologie ist der Schlangenträger Äskulap (Asclepios, Aesculapius), der griechische und römische Gott der Heilkunst. Er wird symbolisiert durch eine Schlange, die sich um einen Stab windet. Dieses Symbol ist uns heute noch sehr gut aus der Medizin oder von dem Zeichen für Apotheken bekannt. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie tief verwurzelt die Astronomie in unserer Kultur und unserem Alltag ist.
Astrologie & Horoskope
Ein anderes Beispiel für die Verbindung von Astronomie und Alltag ist der Tierkreis selbst. In Gestalt des Horoskops sind uns die Tierkreiszeichen sehr vertraut. Unser Geburtstag legt unser Sternzeichen fest, weil sich die Sonne zum Zeitpunkt der Geburt in einem der zwölf Tierkreiszeichen befand. Denn auch die Sonne befindet sich immer in der Ekliptikalebene – genau wie die Planeten (siehe Abbildung oben).
Die Astrologie, die Sterndeutung, befasst sich gerade mit dem Einfluss der Himmelskörper im Sonnensystem auf das Schicksal eines jeden Menschen. Die Astrologie ist jedoch keine Naturwissenschaft, sondern eine rein empirische Disziplin. Es gibt sicherlich Einflüsse der Himmelskörper auf die Erde und allem, was sich auf ihr befindet, z.B. über die Gravitation. Jedoch ist der Einfluss der kosmischen Körper auf ein spezifisches, menschliches Wesen und die Persönlichkeit nicht naturwissenschaftlich zu begründen.
Licht im Tierkreis
Auch das Zodiakallicht ist nach dem Tierkreis benannt, weil dieses Licht seinen Ursprung in der Ekliptikalebene hat.
Buchtipp für mythologisch Interessierte
- Fasching, G.: Sternbilder und ihre Mythen, Springer-Verlag (1993); meine Rezension
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