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Kompaktlexikon der Biologie: Facettenauge

Facettenauge, Komplexauge, aus vielen Einzelelementen zusammengesetztes Lichtsinnesorgan der Gliederfüßer i.e.S. (Euarthropoda). Das einzelne Element des F. wird Ommatidium (Sehkeil, Augenkeil) genannt. ( vgl. Abb. ) Jedes Ommatidium hat eine eigene, als Retinula bezeichnete Sehzellengruppe. Die langgestreckten Sehzellen haben an ihrer nach dem Inneren des Ommatidiums gerichteten Seite einen Stäbchensaum. Die Gesamtheit der Stäbchen eines Ommatidiums bildet das Rhabdom, einen stark lichtbrechenden axialen Stab. Als lichtbrechender Apparat wirkt eine aus Chitin gebildete Cornealinse, die in der Aufsicht meist sechseckig ist und die in ihrer Gesamtheit der Augenoberfläche ein facettiertes Aussehen geben (Name). Unter der Linse liegt ein aus vier Anteilen gebildeter Kristallkegel, der von besonderen Zellen abgeschieden wird. Er wirkt wie ein Linsenzylinder, weil sein Brechungsindex von außen nach der Achse hin zunimmt. Die einzelnen Ommatidien können durch einen oft vielzelligen Pigmentmantel voneinander isoliert sein. Diesen Typ des F. nennt man Appositionsauge. Die Anordnung des Pigments bewirkt im Zusammenhang mit der kugelförmigen Krümmung der Augenoberfläche, dass nur Licht aus einem eng umgrenzten Teil des Gesichtsfelds in ein Ommatidium fallen kann. ( vgl. Abb. ) Deshalb setzt sich das Bild des wahrgenommenen Objektes mosaikartig aus zahlreichen Punkten zusammen. Viele Dämmerungstiere unter den Insekten haben mit dem Superpositionsauge ein abgewandeltes F. erworben, welches das Bildsehen auch unter ungünstigen Tageslichtbedinungen ermöglicht. Hier wird bei geringer Lichtintensität die Isolierung der einzelnen Ommatidien durch Pigmentwanderung aufgehoben. Es fallen nun mehrere, von verschiedenen Kristallkegeln entworfene Bilder eines bestimmten Objektpunktes auf ein und dasselbe Rhabdom. Dadurch wird die Lichtausnutzung wesentlich gesteigert, die Bildschärfe aber verringert. Das Komplexauge ist unter den Lichtsinnesorganen der Wirbellosen eines der leistungsfähigsten. Bei bestimmten Insekten und Krebsen ist auch die Fähigkeit der Farbwahrnehmung nachgewiesen, das Sehvermögen der Bienen z.B. erstreckt sich bis in den Bereich des ultravioletten Lichts. Jedoch gibt es Hinweise darauf, dass ein ruhendes Insekt in einer ruhenden Umgebung nichts sieht, sondern dass nur bewegte Objekte gesehen werden und die Form des Objektes aus der Bewegung von Konturen rekonstruiert wird. – Neben den F. besitzen Insekten ursprünglich noch Punktaugen (Ozellen), die z.B. bei Ameisen u.a. Hautflüglern in Dreizahl zwischen den F. stehen. (Auge, Farbensehen, Lichtsinnesorgane, Sehen)



Facettenauge:a Bau des Facettenauges, b einzelne Ommatidien



Facettenauge: Schema des Strahlengangs a im Appositionsauge und b im Superpositionsauge

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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