Lexikon der Biologie: Farbfrösche
Farbfrösche, Pfeilgiftfrösche, Dendrobatidae, Familieder Froschlurche mit 9 Gattungen und ca. 165 Arten ( ö vgl. Tab. ) im südlichen Mittel- und nördlichen Südamerika. Farbfrösche sind berühmt durch ihre hochentwickelte Brutpflege und durch ihre Haut-Alkaloide, die zu den stärksten tierischen Giften (Tiergifte, Gifttiere) gehören. Alle Farbfrösche sind kleine Frösche mit 12 bis 50 mm Länge. Die Colostethus-Arten sind unscheinbar gefärbt und wahrscheinlich ungiftig, die meisten Blattsteiger und Baumsteiger leuchtend bunt mit roten, gelben, orangen, grünen und schwarzen Farben. Die Farbfrösche sind lebhafte, tagaktive Bewohner feuchter, neotropischer Regen- oder Nebelwälder. Sie ernähren sich von winzigen Arthropoden, wie z.B. Springschwänzen, Milben oder Ameisen. Die meisten Arten leben am Boden, einige, wie das Erdbeerfröschchen (Dendrobates pumilio), steigen auch hoch auf Bäume, wo sie ihren Wasserbedarf in Bromelien (Phytotelmen) decken. Die meisten Farbfrösche sind territorial. Sie legen ihre Eier auf dem Lande ab, wo sie vom Weibchen oder, häufiger, vom Männchen bewacht oder zumindest regelmäßig besucht und befeuchtet werden. Die frisch geschlüpften Larven klettern auf den Rücken des bewachenden Elterntieres und lassen sich so zum nächsten Wasser tragen. Einige Arten, wie der Färberfrosch (Dendrobates tinctorius) und der Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus), sind unabhängig von größeren Wasserstellen geworden; sie bringen ihre Kaulquappen in wassergefüllte Baumlöcher oder Bromelien-Blattachseln, wo sie sich von Insektenlarven und ähnlichem ernähren. Am höchsten entwickelt ist die Brutpflege bei Vertretern der Dendrobates-histrionicus-Gruppe, zu der auch das Erdbeerfröschchen (Dendrobates pumilio) gehört. Hier werden die Eier vom Männchen bewacht und befeuchtet, die Larven dann vom Weibchen in wassergefüllte Bromelien-Blattachseln getragen und dort regelmäßig mit unbefruchteten Nähreiern gefüttert. Ganz unabhängig von Wasseransammlungen ist auch Colostethus stepheni aus Zentralamazonien; diese Art hat terrestrische Larven, die sich im Nest zu Jungfröschen entwickeln. Die Farbfrösche haben vor allem im nördlichen Südamerika eine reiche adaptive Radiation durchgemacht, und sie scheinen noch immer zu evolvieren. Von manchen Arten (z.B. Dendrobates histrionicus, Dendrobates pumilio) gibt es in verschiedenen Tälern oder auf verschiedenen Inseln Rassen oder Unterarten, die sich im Verhalten, in der Größe, Farbe oder im Farbmuster, ja sogar in der Zusammensetzung ihrer Hautalkaloide unterscheiden. Früher wurden die Farbfrösche zu den Ranidae (Echte Frösche) gestellt; heute nimmt man an, daß sie von den Südfröschen abstammen und die Schwestergruppe der Elosiinae sind. Viele Farbfrösche sind beliebte Terrarientiere, die zuweilen noch importiert und über den Tierhandel angeboten werden. Alle sind inzwischen durch das Artenschutzabkommen geschützt. – Die Benutzung von Farbfröschen als Pfeilgiftfrösche ist nur von den 3 Arten Phyllobates terribilis, Phyllobates aurotaenia und Phyllobates bicolor aus Kolumbien mit Sicherheit belegt. Phyllobates terribilis enthält so viel Gift (Batrachotoxine), daß die Choco-Indianer ihre Blasrohrpfeile nur über den Rücken des lebenden Frosches streichen! Die anderen Arten werden zur Gewinnung des Giftes aufgespießt und über eine Flamme gehalten. Batrachotoxine ( ö vgl. Infobox ) gehören zu den stärksten Giften; ihre Toxizität übersteigt die von Curare und anderen Pfeilgiften. Die Blasrohrpfeile werden für die Jagd benutzt, sind aber auch für den Menschen tödlich; ein Gegengift ist auch den Indianern nicht bekannt. Andere Arten produzieren andere Hautalkaloide wie Pumiliotoxin, Histrionicotoxin, Gephyrotoxin und andere. Manche von diesen Giften werden intensiv zur Erforschung der Ionenkanäle in den Nerven eingesetzt. Ein weiteres interessantes Alkaloid ist Epibatidin von Epipedobates tricolor. ö Farbfrösche .
P.W.
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