Lexikon der Biologie: Makaken
Makaken [von portugiesisch macaco = Affe], zu den Hundsaffen zählende Gattung aus der Familie Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae, Unterfamilie Cercopithecinae) mit ca. 20 Arten ( vgl. Tab. , vgl. Abb. 1 ; die genaue Artenzahl ist wegen des unsicheren taxonomischen Status der auf dem Mentawai-Archipel und Sulawesi lebenden Makaken umstritten). Gewicht 2,5–17,5 kg, Kopfrumpflänge 40–70 cm (Männchen meist deutlich größer und schwerer als Weibchen), Schwanzlänge 0–65 cm. Einige Arten mit ausgeprägter „Löwenmähne“ (Bartaffe, Macaca silenus; vgl. Abb. 2/1 ) oder Haarschöpfen (z.B. Hutaffe, Macaca radiata [ vgl. Abb. 2/2 ]; Schopfmakak, Macaca nigra, frühere Bezeichnung: Cynopithecus niger); Fellfarbe meist einheitlich grau-, gelb- bis olivbraun oder schwarz; Neugeborene oft anders gefärbt als ältere Tiere (z.B. weiß beim Bärenmakak, Macaca arctoides). Paarungsbereite Weibchen weisen oft ausgeprägte Sexualschwellungen (unter Östrogeneinfluß durch Wassereinlagerungen verdickte, auffällig gefärbte Hautpartien im Anogenitalbereich) auf. – Makaken entstanden vor etwa 5–6 Millionen Jahren in Nordafrika, von wo aus sie sich nach Europa und Asien ausbreiteten. Das heutige Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Marokko im Westen (Berberaffe oder Magot, Macaca sylvanus; vgl. Abb. 2/3 ) bis nach Japan im Osten (Rotgesichtsmakak oder Japanmakak, Macaca fuscata) und Indonesien im Süden. Makaken gehören zu den anpassungsfähigsten Primaten. Sie haben sowohl tropische und subtropische Wälder als auch Wälder gemäßigter Zonen (z.B. „Schneeaffen“ in Japan, Magot) besiedelt und leben teilweise als Kulturfolger in agrarisch genutzten Regionen und Städten (z.B. Rhesusaffen [Macaca mulatta], Javaneraffe [Macaca fascicularis = Macaca irus]). Sie sind tagaktiv, baumlebend (einige Arten, wie z.B. Schweinsaffen, Macaca nemestrina, verbringen aber auch viel Zeit am Boden) und ernähren sich hauptsächlich von Früchten, anderen Pflanzenteilen, Insekten und sonstigen Kleintieren. Die typische Sozialstruktur sind Gruppen mit mehreren Männchen, Weibchen und deren Jungen. Männchen wechseln meist die Gruppe bei Erreichen der Geschlechtsreife, während Weibchen lebenslang in ihrer Geburtsgruppe verbleiben. Beziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern sind vielfach durch äußerst rigide Dominanzhierarchien („despotische“ Arten, Dominanz) gekennzeichnet (z.B. Rhesusaffen), teilweise aber auch eher egalitär (Sulawesi-Makaken). Töchter „erben“ den Rang ihrer Mutter. Die japanischen Rotgesichtsmakaken wurden durch erlernte Verhaltensweisen (z.B. das Waschen von Süßkartoffeln vor dem Verzehr), die an andere Gruppenmitglieder weitergegeben werden, besonders bekannt (Traditionsbildung; Futtertradition, Kultur, Lernen, Tradition). Weibliche Makaken werden mit 3–5 Jahren geschlechtsreif und bringen nach einer Schwangerschaftsdauer von 160–170 Tagen alle 1–3 Jahre in der Regel 1 Junges zur Welt (selten Zwillinge). Die Fortpflanzung ist bei vielen Arten (auch tropischen, wie Rhesus- oder Hutaffen) saisonal. Die maximale Lebenserwartung liegt bei etwa 30 Jahren. Insbesondere Arten mit einem begrenzten Verbreitungsgebiet, wie die südindischen Bartaffen oder Wanderus (Populationsgröße weniger als 4000 Tiere), sind vom Aussterben bedroht.
A.P.
Lit.:Fa, J.E., Lindburg, D.G. (Hrsg.): Evolution and Ecology of Macaque Societies. Cambridge 1996.
Makaken
Abb. 1: Phylogenetische Beziehungen nach molekularbiologischen Befunden
Makaken
Abb. 2:
1 Bartaffe (Macaca silenus). 2 Ein langschwänziger Vertreter der Makaken mit gescheiteltem Kopfhaar ist der in der Abb. dargestellte, mit 2 Unterarten in Südindien verbreitete Indische Hutaffe (Macaca radiata; Kopfrumpflänge 40–60 cm, Schwanzlänge bis 60 cm) sowie der nahe verwandte, ebenfalls durch einen auffallenden Haarschopf ausgezeichnete Ceylon-Hutaffe (Macaca sinica; Körper und Schwanz je 45 cm lang). Hutaffen ernähren sich vorwiegend von Früchten. Die Fortpflanzung ist saisonal (Paarungszeit im Herbst, Geburtensaison im Frühjahr); die Jungen kommen nach einer Schwangerschaftsdauer von 162 Tagen zur Welt. Hutaffen leben in Gruppen mit bis zu 12 erwachsenen Männchen und 15 erwachsenen Weibchen sowie deren Jungen. Das Paarungssystem ist promisk. 3 Magot (Macaca sylvanus).
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.