Lexikon der Biologie: Maulbeergewächse
Maulbeergewächse, Maulbeerbaumgewächse, Moraceae, Familie der Brennesselartigen mit ca. 1200 Arten in 48 Gattungen. Vorwiegend in den Tropen und Subtropen heimische, Milchsaft führende Bäume und Sträucher, seltener auch Kräuter, mit einfachen oder gelappten, ganzrandigen bis gezähnten Blättern, Nebenblättern und kleinen, unscheinbaren Blüten. Diese mon- oder diözisch, mit meist 4 (5) freien oder mehr oder weniger verwachsenen Perigonblättern und ebensovielen, vor den Perigonblättern stehenden Staubblättern (staminate Blüte) bzw. einem aus 2 Fruchtblättern bestehenden Fruchtknoten mit nur 1 Samenanlage (karpellate Blüte). Die Frucht ist eine Nuß oder Steinfrucht, die häufig von der fleischig werdenden Blütenhülle umgeben ist. Charakteristisch sind die in der Familie auftretenden, sehr vielgestaltige Blütenstände. Sie entstehen vor allem durch die Verdickung der Blütenstandsachse zu einem fleischigen, kugel-, kolben- oder kegel- bis schildförmigen bzw. schüssel- bis krugartigen Gebilde, auf dessen Oberfläche oder in dessen Gewebe eingesenkt die zahlreichen Blüten zu finden sind. Die aus diesen Blütenständen hervorgehenden, oft fleischig-saftigen Fruchtstände sind im Reifezustand häufig eßbar, wie beim Feigenbaum, Maulbeerbaum, Brotfruchtbaum und anderen ( ä vgl. Abb. 1/1 , 1/2 und 1/3). Eßbare Samen liefert der Brotnußbaum aus der Gattung Brosimum. Einige Arten der Gattung Castilloa waren früher wichtige Kautschuklieferanten. Aus den Bastfasern des Papiermaulbeerbaums (Broussonetia) läßt sich Papier und der Rindenstoff Tapa herstellen. Einige der etwa 25 Arten der in der Karibik, Mexiko und Brasilien heimischen Gattung Cecropia (Ameisenbaum; ä vgl. Abb. 2/1 ) beherbergen in ihrem hohlen, im Innern durch Querwände unterteilten Stamm Ameisen, welche die Pflanze gegen Feinde, wie z.B. Blattschneiderameisen, verteidigen (Ameisenpflanzen); Cecropia peltata, ein schnellwachsender Baum mit langstieligen, bis zu 60 cm großen, handförmig gelappten Blättern, wird auch als Zierbaum gepflanzt. Aus der umfangreichen Gattung Ficus werden viele Arten als Ziergehölze geschätzt; einige von ihnen sind in kühleren Regionen beliebte Blattpflanzen. Zu der überwiegend im tropischen Afrika und Amerika heimischen Gattung Dorstenia (über 170 Arten; ä vgl. Abb. 2/2 ) gehören vielgestaltige, teils sukkulente, meist giftige Kräuter und Halbsträucher, von denen einige wegen ihrer eigenartigen, scheibenförmigen Blütenstände als Zierpflanzen gezogen werden; die aus der Karibik stammenden Arten Dorstenia brasiliensis (syn. Dorstenia tubicina) und Dorstenia contrajerva liefern die giftige, als Heilmittel genutzte Bezoarwurzel, während eine giftige Art der Gattung Antiaris früher zur Herstellung des Ipo-Pfeilgifts diente. Die Gattung Maclura ist mit etwa 12 Arten in Amerika, Asien und Afrika vertreten. Der Osagedorn, Maclura pomifera ( ä vgl. Abb. 2/3 ), ein im mittleren Westen der USA heimischer, dorniger Baum, besitzt kugelige, 10–15 cm große, orangefarbene Fruchtstände und wird in seiner Heimat oft als Heckenpflanze genutzt. Das Holz der im tropischen Amerika heimischen Art Maclura tinctoria (syn. Chlorophora tinctoria), das gelbe Brasilholz, enthält die Farbstoffe Morin und Maclurin und diente früher zum Gelbfärben von Textilien und anderem. Einen gelben Textilfarbstoff liefert auch der südostasiatische Dornstrauch Cudrania cochinchinensis. Der Hanf(Cannabis), aus dem sowohl Fasern als auch Betäubungsmittel gewonnen werden, sowie der als Bierwürze angebaute Hopfen(Humulus) wurden früher ebenfalls zu den Maulbeergewächsen gezählt, bilden nach neuerer Systematik jedoch eine eigene Familie, die Cannabisgewächse(Cannabaceae, Cannabinaceae).
N.D.
Maulbeergewächse
Abb. 1:
1 Fruchtstand des Schwarzen Maulbeerbaums (Morus nigra);2 Brotfruchtbaum (Artocarpus communis), Zweig mit Früchten; 3 Feigenbaum (Ficus carica):a Zweig mit Früchten, b Frucht (Feige) im Längsschnitt
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