Lexikon der Biologie: Nachtschatten
Nachtschatten, Solanum, Gattung der Nachtschattengewächse mit ca. 1400 fast weltweit verbreiteten, insbesondere in den Tropen und Subtropen Südamerikas heimischen Arten. Einjährige Kräuter, Stauden, Halbsträucher oder kleine Bäume mit ungeteilten bis gefiederten Blättern und meist doldig, rispig oder traubig angeordneten Blüten. Diese 5zählig, in der Regel mit stern- oder radförmiger Krone sowie zu einem Kegel bzw. einer Röhre angeordneten Antheren. Der 2fächerige Fruchtknoten wird zu einer kugeligen bis länglichen, vielsamigen Beere. Viele Arten enthalten in den Wurzeln und oberirdischen Organen Saponine sowie meist glykosidisch gebundene Steroidalkaloide (Solanaceenalkaloide). Bei manchen Arten werden die in den Früchten enthaltenen giftigen Substanzen (Pflanzengifte) während des Reifungsprozesses abgebaut. Zur Gattung Solanum gehören so wichtige Kulturpflanzen wie Solanum tuberosum, die Kartoffelpflanze, Solanum lycopersicum (= Lycopersicon esculentum), die Tomate, sowie Solanum melongena, die Eierpflanze oder Aubergine ( vgl. Abb. ). Von nur lokaler wirtschaftlicher Bedeutung sind die folgenden, Obst liefernden Arten: Pepino (Solanum muricatum; Anden), ein bis 1 m hoher, meist violett blühender Halbstrauch mit breit-lanzettlichen Blättern und bis 20 cm langen, außen cremefarbenen und lila gemusterten, innen gelbem Früchten (Melonenbirnen); Lulo, Naranjilla oder „Orange von Quito“ (Solanum quitoense; Südamerika), ein bis 3 m hoher, ebenfalls lila blühender Halbstrauch mit bis 40 cm langen, violett behaarten Blättern und bis 6 cm großen, rundlich-länglichen, orangefarbenen Früchten, aus deren hellgrünem Fruchtfleisch (Inhaltsstoffe vgl. Tab. ) vor allem Getränke hergestellt werden, sowie Cocona (Solanum hyporhodium; Peru), eine bis 1,5 m hohe Pflanze mit großen Blättern und eiförmigen, bis 10 cm langen, orangeroten Früchten, deren cremefarbenes Fruchtfleisch zu Saft und Marmelade verarbeitet wird. In Afrika nutzt man die Blätter und Früchte einiger Nachtschatten-Arten wie z.B. Solanum aethiopicum (West- und Zentralafrika) oder Solanum macrocarpon (tropisches Westafrika) als Gemüse. Viele Arten lassen sich auch als Zierpflanzen kultivieren. In kühleren Regionen als Zimmerpflanze beliebt ist Solanum pseudocapsicum, der Korallenstrauch (Korallenbäumchen). In den Tropen und anderen warmen Gebieten verbreitete Gartenzierpflanzen sind: Solanum macranthum syn. Solanum wrightii (Brasilien bis Bolivien), ein violett blühender Strauch oder kleiner Baum mit großen, gezähnten bis gefiederten Blättern; Solanum mammosum (tropisches Amerika), eine strauchige, purpurn blühende Staude mit rundlichen Blättern und rundlichen, gelborangen Früchten; der bis 2 m hohe, fast das ganze Jahr hindurch blühende Blaue Kartoffelstrauch (Solanum rantonnetii syn. Lycianthes rantonnetii; Südamerika) mit kleinen, lanzettlichen Blättern und einer Fülle blauvioletter Blüten; der Jasminähnliche Nachtschatten, Solanum jasminoides (Brasilien), ein bis 4 m hoher Kletterstrauch mit 3–5fach geteilten Blättern und Trauben kleiner, sternförmiger, weißlichblauer Blüten, aus denen kleine, rotviolette Beeren hervorgehen, und der bis 6 m hohe Kletterstrauch Solanum wendlandii (Costa Rica) mit bis zu 7 cm großen, glockigen, blauvioletten Blüten in dichten Scheindolden. Wichtigste einheimische Arten sind der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum;vgl. Abb. ) und der Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara;vgl. Abb. ), auch Bittersüß genannt, die aus Eurasien stammend, heute in einer ganzen Anzahl von Kleinarten nahezu weltweit verbreitet sind. Der Schwarze Nachtschatten, eine 1jährige, weiß blühende Pflanze mit eiförmigen, meist buchtig gezähnten Blättern und erbsengroßen, schwarz glänzenden Beeren, wächst in lückigen Unkrautfluren, an Wegrändern und auf Schutt. Der Bittersüße Nachtschatten, ein niederliegender oder kletternder Halbstrauch mit violetten Blüten und eiförmigen, zunächst bitter, dann süßlich schmeckenden, scharlachrot glänzenden Früchten, ist in feuchten bis nassen Gebüschen und Wäldern sowie an Ufern und Gräben anzutreffen. Sowohl der Schwarze als auch der Bittersüße Nachtschatten gelten als stark giftig, da sie in allen Pflanzenteilen Alkaloide enthalten. Gefunden wurden das Glykoalkaloid Solanin, sein Aglykon Solanidin, Soladulcidin, Solasodin, Solamargin, Tomatidin (Tomatin) und Tomatidenol sowie die Saponine Tigogenin, Diosgenin und Yamogenin, die bei Verzehr zu starken, jedoch selten tödlichen Vergiftungserscheinungen (Durchfall, Erbrechen, Krämpfe, Pupillenerweiterung und, nach zentraler Erregung, Lähmungen) führen können. Die Alkaloide von Solanum laciniatum (Australien), einem bis 3 m hohen, violett blühenden Busch mit großen Blättern und kleinen, länglichen, gelborangen Früchten, werden pharmazeutisch genutzt. Giftpflanzen (Tab.); ä Nachtschattengewächse .
N.D.
Nachtschatten
1 Schwarzer Nachtschatten (Solanum nigrum),2 Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara),3 Eierfrucht, Aubergine (Solanum melongena)
Nachtschatten
Einige Inhaltsstoffe der Lulo, Naranjilla oder „Orange von Quito“ (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 188 kJ = 44 kcal
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Wasser: 88,5 g | Carotin*: 130 μg | |
Protein: 1,0 g | Vitamin B1: 60 μg | |
Fett: 0,2 g | Vitamin B2: 40 μg | |
Kohlenhydrate: 9,6 g | Niacin: 1500 μg | |
Mineralien: 0,7g | Vitamin C: 65 mg |
* Carotin = Summe aller Provitamin A-Carotinoide
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