Lexikon der Biologie: Ovar
Ovars [von *ov- ], Ovarium,1) Botanik: der Fruchtknoten. 2) Zoologie: Eierstock, Keimdrüse (Gonade) beim weiblichen Geschlecht, in der sich die Eizellen entwickeln (Oogenese, Gametogenese). Das Ovar entsteht aus somatischem Gewebe (z.B. Follikelzellen), in das anschließend die Keimbahnzellen (Keimbahn) einwandern. Schwämme besitzen noch kein eigentliches Ovar; Keimzellen differenzieren sich in der Nähe der Geißelkammern aus. Bei Hohltieren liegen die Keimzellen im Ektoderm oder im Entoderm ( Hohltiere I ). Bei vielen Plattwürmern (Farbtafel) und Rädertieren bildet ein Teil des Ovars einen Dotterstock(Vitellarium), der nur Abortiveier liefert; im anderen Teil (Germarium) bilden sich entwicklungsfähige Eizellen; bei vielen Plattwürmern sind Germarium und Vitellarium räumlich getrennt; diese Formen bilden zusammengesetzte Eier. Bei Coelomata entwickeln sich die Keimzellen generell ursprünglich an bestimmten Stellen außerhalb des Coeloms, werden dann ins Coelom abgegeben und über Coelomodukte (ursprünglich Metanephridien [Nephridien]) nach außen geleitet. – Wirbeltiere (außer Vögel) und Mensch haben in der Regel paarige Ovarien ( vgl. Abb. 1 und vgl. Abb. 2 ). Die reifen Eizellen fallen auch hier ins Coelom, werden vom Ovidukt (Eileiter) aufgenommen und – im Gegensatz zur Situation im männlichen Geschlecht – unabhängig von der Niere ausgeleitet (Nierenentwicklung). Neben Östrogenen produziert das Ovar noch die Sexualhormone (Ovarialhormone) Progesteron und Relaxin (Hormone [Tab.]). – Die Ovarien der Weichtiere sind ursprünglich paarig angelegt; sie stehen mit einem Rest des Coeloms in Verbindung. Bei den Schnecken sind Ovar und Hoden sekundär zur Zwitterdrüse (Ovariotestis) vereinigt. Insekten besitzen paarige Ovarien ( vgl. Abb. 3 ); jedes ist in mehrere Ovariolen (Oogenese) unterteilt; die Ovariolen je eines Ovars münden in einen gemeinsamen Eileiter (Ovidukt). Geschlechtsorgane (Abb.), Graaf (R. de), Herophilos, Hühnerei (Abb.), Menstruationszyklus (Abb., Farbtafel), Ovidukt (Abb.), Stensen (N.); Embryonalentwicklung III .
Ovar
Abb. 1: Die Eierstöcke liegen beim Menschen im kleinen Becken beiderseits neben der Gebärmutter und sind durch ein Band mit dieser verbunden. Bei der geschlechtsreifen Frau haben sie etwa die Größe einer Pflaume. Der Eierstock besteht aus dem Mark und einer 1–2 mm dicken Rinde. In dieser entstehen mit Flüssigkeit erfüllte, etwa 1,5 mm große Bläschen, die Graaf-Follikel. In den Graaf-Follikeln liegt jeweils eine Eizelle, die im reifen Zustand einen Durchmesser von etwa 0,2 mm hat. Alle 4 Wochen, in der Mitte des Menstruationszyklus, platzt ein solcher Graaf-Follikel und setzt dadurch die Eizelle frei (Eisprung, Ovulation), die nun befruchtet werden kann (Befruchtung). Neben dieser generativen, der Fortpflanzung dienenden Funktion, haben die Eierstöcke auch eine vegetative Funktion, indem sie im Mark die weiblichen und in geringer Menge auch männliche Geschlechtshormone bilden, die für die psychosexuelle Entwicklung sowie für Schwangerschaft, Geburt und Milchbildung (Lactation) notwendig sind. Die Abb. zeigt einen Eierstock der Frau im Längsschnitt; rechts von oben nach unten Eireifung (Oogenese), links Follikelsprung und Gelbkörper (Corpus luteum), unten verschiedene Rückbildungsstadien eines Follikels (aF atretischer Follikel, Ca Corpus albicans, Ez Eizelle, Ge Gelbkörper, gF geplatzter Follikel, GF Graafscher Follikel, Kg Knäuelgefäße, Pf Primärfollikel, Rü Rückbildung des Gelbkörpers)
Ovar
Abb. 2: Reifes Ovar einer Katze im Längsschnitt; im Innern zahlreiche Ei-Follikel in unterschiedlichem Reifestadium; rechts oben Anschnitt des Mesovars, des Aufhängebands für das Ovar; links daneben Anschnitt des Eileiters (Tuba uterina)
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