Lexikon der Biologie: Welse
Welse, Welsartige, Siluriformes, Ordnung der Knochenfische, die wie die Karpfenfische(Cypriniformes) und Salmler(Characiformes) Knochenverbindungen (Weber-Knöchelchen) zwischen Schwimmblase und Innenohr (Gehörorgane) besitzen (Ostariophysi). Die Ordnung Welse umfaßt 45 Familien ( vgl. Tab. 1 ) mit 412 Gattungen und etwa 2400 Arten. Welse sind überwiegend bodenbewohnende, weltweit verbreitete und vor allem in Südamerika häufige Süßwasserfische (nur wenige Arten leben im Meer) mit plumpem, massigem, schuppenlosem oder mit Knochenplatten bedecktem Körper, großem Kopf, der mehrere, manchmal durch Knorpel gestützte, geschmacksempfindliche Barteln (bis 4 Paare) trägt, einem mit dem Schädel verbundenen Schultergürtel, großem einheitlichem Schädelknochen, gewöhnlich kleinen Augen und einem mit feinen Zähnen bewehrten, nicht vorstülpbaren Maul. Oft ist eine Fettflosse vorhanden und sind vor den beiden Brustflossen und der Rückenflosse (Flossen) 1 oder 2 aufrichtbare Stacheln ausgebildet, die bei manchen Arten mit giftproduzierendem Gewebe verbunden sind (Kreuzwelse und Korallenwelse) und schwere Wunden verursachen können. Einige Welse haben zusätzlich luftveratmende Hilfseinrichtungen im Kiemenbereich (Raubwelse, Sackkiemer) oder im Darm (Panzerwelse). Welse fressen überwiegend Bodenkleintiere; daneben gibt es Fischjäger und reine Pflanzenfresser (Harnischwelse), auch Parasitismus kommt vor, z.B. bei den Parasitenwelsen. Letztere nagen bei anderen Fischen Haut ab, oder sie ernähren sich von Blut, das aus den von ihnen verletzten Kiemen austritt. Viele Welsarten treiben Brutfürsorge durch Nestbau (Panzerwelse) und Bewachung der Brut (Maulbrüterwelse). Vor allem die großen Welse sind geschätzte Speisefische (Inhaltsstoffe des Wallers vgl. Tab. 2 ), während zahlreiche kleinere Arten von Aquarianern gehalten werden. – Zur Familie Echte Welse (Siluridae) mit ca. 100 Arten gehören: der in Mittel- und Osteuropa heimische Flußwels oder Waller (Silurus glanis;Fische X ), der bis 3 m lang werden kann und damit der längste Wels ist; er lebt meist versteckt in Flüssen und Seen; größter heimischer Raubfisch, der Fische, Amphibien, Vögel und Säugetiere jagt; überwintert im schlammigen Grund; der bis 2 m lange, südostasiatische Jagdwels (Wallago attu, früher Wallagonia attu) mit schlankem Körper und kräftigen Zähnen, der als Speisefisch geschätzt wird; und die meist um 15 cm langen, oft als Aquarienfische gehaltenen Glaswelse (Gattung Kryptopterus) mit dem weitgehend durchsichtigen, in kleinen, freischwimmenden Schwärmen lebenden, zweibarteligen Asiatischen Glaswels (Kryptopterus bicirrhis). Eine eigene Familie mit etwa 45 Arten bilden die im Jugendstadium oft glasig-durchsichtigen, meist mittelgroßen, afrikanischen und asiatischen Eigentlichen Glaswelse (Schilbeidae), von denen viele Arten wichtige Nutzfische sind. In Mittel- und Nordamerika kommen in verschiedenen Lebensräumen die Katzenwelse (Ictaluridae;vgl. Abb. ) mit etwa 45 Arten vor; sie haben einen langgestreckten, walzenförmigen, am Schwanzstiel seitlich abgeplatteten Körper, 4 Paar, zum Teil peitschenartige Barteln, eine große Fettflosse und kräftige Stachelstrahlen in verschiedenen Flossen, die bei einigen Arten an der Basis eine Giftdrüse besitzen. Hierzu gehören: der bis 1,5 m lange, wirtschaftlich bedeutende Blaue Katzenwels (Ictalurus furcatus) aus dem Mississippi-Gebiet, der ursprünglich im östlichen Nordamerika heimische, bis 45 cm lange Gewöhnliche Katzenwels oder Zwergwels (Ameiurus nebulosus, früher Ictalurus nebulosus), der auch in Europa verbreitet worden ist, und die weißlichen Blindwelse (Gattungen Satan und Trogloglanis), die in unterirdischen artesischen Brunnen bei San Antonio in Texas leben. Vorwiegend tropische Meeresbewohner und im Bereich der Flußmündungen weltweit verbreitet sind die lebhaften, meist mittelgroßen, in dichten Schwärmen lebenden Kreuzwelse, Meereswelse oder Maulbrüterwelse (Ariidae) mit ca. 120 Arten, die starke, oft gesägte und mit Giftdrüsen ausgestattete Dornen an Brust- und Rückenflosse haben, deren Schädelskelett gewöhnlich von der Unterseite einem Kruzifix ähnelt und die deshalb in südamerikanischen Häfen als Andenken gehandelt werden. Die meisten männlichen Kreuzwelse sind Maulbrüter, die Eier und Jungfische im Maul tragen; hierzu gehört der bis 1 m lange, im Brackwasser südamerikanischer Flußunterläufe heimische Kreuzwels (Arius proops) mit typischem kreuzähnlichem Schädel. Ebenfalls vorwiegend in Gezeitenmündungen leben die indopazifischen Korallenwelse (Plotosidae) mit 32 Arten; sie haben einen aalartigen Körper mit saumartiger Rückenflosse, 8 Barteln und meist eine Giftdrüse an einzelnen Stacheln der Brust- und Rücken-, Schwanz- und Afterflosse. Einen stark abgeflachten Kopf besitzen die 3 Arten der südostasiatischen Großkopfwelse oder Froschmaulwelse (Chacidae) mit dem 20 cm langen Großkopfwels (Chaca chaca), der Tieflandgewässer und Überschwemmungsgebiete bevorzugt. Bei den 32 Arten der nachtaktiven südamerikanischen Banjowelse oder Bratpfannenwelse (Aspredinidae, früher Bunocephalidae) hütet das Weibchen zwischen schwammartigen Tentakeln auf der Bauchseite die Eier. Zu den vor allem im Nordosten von Südamerika heimischen Kurzbartelwelsen (Ageneiosidae) mit 12 Arten gehören wichtige Speisefische; ihnen fehlen die Barteln am Unterkiefer, die vorhandenen sind sehr kurz. Die etwa 45, höchstens 17 cm langen afrikanischen Arten der Bergbachwelse (Amphiliidae) bevorzugen schnellfließende Gewässer höherer Regionen. In Seen und Flüssen vor allem im nordöstlichen Südamerika leben die meist um 10 cm, doch bis 26 cm langen Walwelse (Cetopsidae) mit 12 Arten; sie haben 3 Paar Barteln, eine stark reduzierte, in einer knöchernen Kapsel eingeschlossene Schwimmblase und die Gestalt von kleinen Walen. Zahlreiche weitere Familien weisen auf die Vielgestaltigkeit der Welse hin, doch ist die Einteilung in Familien wegen zahlreicher Unstimmigkeiten noch nicht fest etabliert. Darmatmung, Kontakktier.
T.J.
Welse
Brauner Zwergwels (Ameiurus nebulosus, Ictalurus nebulosus), ein Vertreter der Katzenwelse
Welse
Tab. 1: Wichtige Familien (Einteilung gemäß neuerer Systematik in []):
Antennenwelse
(Pimelodidae)
Banjowelse, Bratpfannenwelse
(Bunocephalidae)
[Aspredinidae]
Bergbachwelse (Amphiliidae)
Dornwelse(Doradidae)
Echte Welse (Siluridae)
Eigentliche Glaswelse
(Schilbeidae)
Fiederbartwelse
(Mochokidae)
Großkopfwelse (Chacidae)
Harnischwelse
(Loricariidae)
Katzenwelse
(Ictaluridae)
Kletterwelse
(Astroblepidae)
Korallenwelse (Plotosidae)
Kreuzwelse (Ariidae)
Kurzbartelwelse
(Ageneiosidae)
Maulbrüterwelse
(Tachysuridae)
[Ariidae]
Panzerwelse
(Callichthyidae)
Parasitenwelse
(Trichomycteridae)
Raubwelse(Clariidae)
Sackkiemer
(Heteropneustidae)
Saugwelse(Sisoridae)
Stachelwelse(Bagridae)
Walwelse (Cetopsidae)
Zitterwelse
(Malapteruridae)
Welse
Tab. 2: Einige Inhaltsstoffe des Wallers (in 100 g eßbarem Anteil).
Energiegehalt: 690 kJ = 163 kcal
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Wasser: 72,1 g | Natrium: 35 mg | Linolsäure: 1190 mg | |
Protein: 15,3 g | Kalium: 305 mg | Eicosapentaensäure: 150 mg | |
Fett: 11,3 g | Calcium: 40 mg | Docosahexaensäure: 390 mg | |
Mineralien: 1,0 g | Phosphor: 100 mg | Cholesterin: 150 mg |
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