Lexikon der Biologie: Schwimmblase
Schwimmblase, 1) Botanik: die Aerocyste. 2) Zoologie: a) Fischblase, Nectocystis, Vesica natatoria, großer, derbhäutiger, ein- oder mehrkammeriger, mit Gas prall gefüllter Sack zwischen Darm und Wirbelsäule der meisten Knochenfische, der es vor allem freischwimmenden Fischen ermöglicht, ihr spezifisches Gewicht (bzw. Dichte) dem des umgebenden Wassers anzupassen, so daß sie ohne besonderen Kraftaufwand frei schweben (Schwimmen). Die Schwimmblase als hydrostatisches Organ geht wie die Lunge aus einer embryonalen Ausstülpung des Vorderdarms hervor und bleibt bei vielen ursprünglichen Knochenfischen (z.B. Welsen, Lachsfischen und Karpfenfischen [ vgl. Abb. 1 ]) zeitlebens durch einen Gang (Ductus pneumaticus) mit dem Darm verbunden (Physostomen), während dieser dorsal oder seitlich vom Darm ausgehende Verbindungsgang vor allem bei hoch entwickelten Fischgruppen (z.B. Dorschfischen, Stichlingsartigen, Barschartigen Fischen und Kugelfischverwandten) nach der Larvenzeit reduziert wird (Physoklisten), doch geschieht auch bei ihnen die erste Luftfüllung meist über den noch durchgängigen Luftgang. Die unterschiedlichen Druckverhältnisse (Druck, hydrostatischer Druck) in verschiedenen Wassertiefen können durch Veränderung der Gasmenge in der Schwimmblase kompensiert werden. Überdruck in der Schwimmblase gleichen Physostomen durch Gasabgabe über den Luftgang (Gasspucken) aus, während sie Unterdruck dagegen wie die Physoklisten in der Regel durch zusätzliche Gasbildung über eine gut durchblutete und mit einem Rete mirabile ausgestattete, besondere Gasdrüse, den roten Körper, an der vorderen, unteren Wand der Schwimmblase kompensieren. Die Gasdrüse erlaubt eine Füllung nach dem Prinzip der Gegenstrommultiplikation (Gegenstromprinzip). Die Verringerung der Gasmenge erreichen Physoklisten durch Gasresorption an der hinteren, dorsalen Innenwand im Bereich einer besonderen Tasche, dem Oval ( vgl. Abb. 2 ), deren Öffnung zur Schwimmblase je nach Resorptionsbedarf durch Ring- und Radiärmuskeln verändert werden kann. Beim schnellen Hochziehen gefangener Fische aus größeren Tiefen reicht die Zeit zum Ausspucken oder zur Rückresorption des überschüssigen Gases oft nicht aus, so daß die sich bei vermindertem Außendruck ausdehnende Schwimmblase den Vorderdarm aus dem Maul herauspreßt (Trommelsucht). Die Schwimmblase ist vor allem bei Bodenfischen (Seehasen, Plattfischen) gelegentlich reduziert. – Neben der hydrostatischen Funktion erfüllt die Schwimmblase manchmal zusätzliche Funktionen: z.B. im Bereich der Gehörorgane zur Übertragung von Schallreizen zum Labyrinth über die Weber-Knöchelchen bei Ostariophysi (Karpfenfischen und Welsen) oder direkt durch Schwimmblasenfortsätze bei Heringen; weiter zur Lauterzeugung vor allem durch Vibrationen der Schwimmblase, die durch Trommelmuskeln erzeugt werden (Knurrhähne, Froschfische); und als Atmungsorgane für atmosphärische Luft bei einigen Physostomen (Knochenzüngler, Nilhechte). Die Atemfunktion wird als die ursprüngliche Aufgabe der aus den hinteren Kiementaschen gebildeten, paarigen Luftsäcke angesehen, die wie bei den Flösselhechten als zusätzliche Atmungsorgane in sauerstoffarmen Gewässern dienten. Alleinige Atmungsorgane sind sie bei den Lungenfischen. Die Entwicklung zur Schwimmblase war eine besondere Spezialisierung. Zusätzliche Atemfunktion der Schwimmblase wird in der Regel durch nachträgliche Umbildungen erreicht. b) Zwei Paar Tracheenschwimmblasen besitzen die aquatilen Larven der Gattung Chaoborus (Familie Chaoboridae, Stechmücken). c) Pneumatophor (Gasdrüse) der Staatsquallen-Gruppe Pneumatophorae (Physophorae). Auftrieb, Boyle (R.), Hausenblase, Lunge (Abb.), Root-Effekt, Tiefseefauna; Fische (Bauplan) , Wirbeltiere I.
T.J./H.P.
Schwimmblase
Abb.1 Zweikammerige Schwimmblase mit Ductus pneumaticus bei einem (physostomen) Karpfenfisch.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.