Lexikon der Chemie: Petrochemie
Petrochemie, ein Teilgebiet der Chemie, das sich mit Prozessen und Verfahren beschäftigt, die es gestatten, auf der Basis von Erdgas oder Erdöl Ausgangs- und Zwischenprodukte für die Herstellung von Kunststoffen, Elastomeren, Fasern, Waschmitteln, Farbstoffen, Textilhilfsmitteln u. a. zu erhalten. Die Verfahren zur Herstellung von Kraftstoffen, Heiz- und Schmierölen werden nicht zur P. gerechnet. Die wichtigsten Ausgangsprodukte für die P. sind Methan, Ethen, Propen, die Butene, Butadien, die BTX-Aromaten und gelegentlich auch das Ethin, da es ebenfalls im großen Umfang zur Herstellung aliphatischer Fertig- und Zwischenprodukte eingesetzt werden kann (Acetylenchemie) und unter anderem auch aus Erdgas oder Erdölfraktionen hergestellt wird. Bis Ende der 40er Jahre hatte die Carbochemie (Kohlechemie) entscheidend zur Bereitstellung von Zwischenprodukten für die chem. Industrie beigetragen. Mit der Entwicklung einer leistungsfähigen Erdölverarbeitung ging in der Folgezeit die Bedeutung der Carbochemie zurück. Gleichzeitig vollzog sich mit der Bereitstellung von petrochem. Primärchemikalien, insbesondere der niederen Olefine und Aromaten, ein Strukturwandel innerhalb der chem. Industrie. Die Mehrzahl der heute erzeugten aliphatischen Verbindungen wird aus C2- bis C4-Olefinen hergestellt; dabei nimmt das Ethen eine Spitzenstellung ein und gehört neben der Schwefelsäure, dem Chlor und dem Methanol zu den Großprodukten der chem. Industrie.
Zur Zeit ist die Bereitstellung von Primärchemikalien auf Basis der Carbochemie noch zu kostenaufwendig, so daß vorläufig mit keinem entscheidenden Rückgang der P. zu rechnen ist.
Im angelsächsischen Sprachraum wird unter P. die Gesteinschemie verstanden.
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