Lexikon der Ernährung: Quecksilber
Quecksilber, Hg, Emercury, einziges metallisches Element, das bei Zimmertemperatur flüssig ist und bereits bei 20 °C einen Dampfdruck von 0,0017 mbar aufweist. Der MAK-Wert (maximale Arbeitsplatzkonzentration) beträgt 0,1 mg / m3 Luft. Hg ist als krebserzeugend Kategorie 3 eingestuft. Wegen der Gefährlichkeit von Hg-Dämpfen muss verschüttetes Hg so schnell wie möglich unschädlich gemacht werden. Dies kann durch Aufstreuen Hg-bindender Stoffe (z. B. Schwefel-Blumen) unterstützt werden und sollte mittels speziellen Vakuumpipetten, mit PU-Schaumstoffen oder durch Aufbringen von Trockeneis und Auffegen der erstarrten Kügelchen erfolgen. Hg-Dämpfe und zahlreiche Hg-Verbindungen (solche des zweiwertigen Hg sind giftiger als des einwertigen) wirken stärker toxisch als flüssiges Hg.
Die Giftigkeit von anorganischen Hg-Verbindungen nimmt mit zunehmender Löslichkeit der Substanz zu, ist jedoch immer geringer als die von organischen Verbindungen, v. a. von Methylquecksilber-Verbindungen. Akute Vergiftungen nach Einatmen von Hg-Dampf, Hg-haltigem Staub oder durch orale Aufnahme bzw. eine solche über die Haut (aus Salben) führt zu schweren Magen- und Darmkoliken, Übelkeit, Erbrechen, Schleimhautverätzungen und ev. Nierenversagen. Die LD50 für Hg(II)-Salze beträgt bei enteraler Gabe etwa 50 mg / kg KG. Die minimal tödliche orale Dosis für den Menschen wird mit 3–5 mg / kg KG angegeben.
Hg-Ionen reagieren mit freien Thiolgruppen von Proteinen und wirken daher als starke Enzyminhibitoren. Lipophile Hg-Verbindungen beeinflussen v. a. das Zentralnervensystem. Chronische Hg-Vergiftungen (Minamata-Krankheit) sind durch Entzündungen der Mundschleimhaut (Zahnfleischerkrankungen), leichte Erregbarkeit, Kopf- und Nackenschmerzen, Darmkatarrh sowie Zittern der Hände gekennzeichnet. Sie können zu Gedächtnisschwäche oder weiteren ausgeprägten Störungen des ZNS (Seh-, Sprach-, Hör-, Sensibilitäts-, Gehstörungen) bis hin zum Tod führen. Über den globalen Kreislauf kann sich Hg auch in Lebensmitteln, v. a. Meeresprodukten, anreichern. Eine weitere wichtige Expositionsquelle für den Menschen sind Amalgame.
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