Lexikon der Ernährung: Säure-Basen-Haushalt
Säure-Basen-Haushalt, Eacid base household / homeostasis, die Gesamtheit der Regulationsprozesse zur Konstanthaltung des physiologischen pH-Wertbereiches in den verschiedenen Körperkompartimenten. Ein Indikator für den Säure-Basen-Status des Organismus ist das Blut, da es mit allen Zellen des Organismus direkt / indirekt im Austausch steht. Bereits kleinste Veränderungen der H+-Ionenkonzentration können den Ablauf biochemischer Reaktionen und physiologischer Prozesse beeinflussen (pH-Wert). So wird die H+-Ionenkonzentration der extrazellulären Flüssigkeit in einem engen Bereich konstant gehalten. Normalerweise beträgt sie 4 × 10–8, das entspricht einem pH-Normbereich (–log[H+]) von 7,36–7,44.
Im Rahmen des Stoffwechsels fallen laufend Säuren und Basen an:
a) Das im Stoffwechsel nicht wiederverwertete CO2 (ca. 24 mol / d beim Erwachsenen) wird über das Blut (in Form von Hydrogencarbonat
und H+) zur Lunge transportiert und abgeatmet (vgl. Carboanhydrase). Ist dieser Prozess gestört, kommt es zur respiratorischen Alkalose bzw. respiratorischen Acidose.
b) Im Zellstoffwechsel unter anaerob-lactaziden Bedingungen entstehende Milchsäure dissoziiert zu Lactat und H+, welches bei der Gluconeogenese wiederverwertet wird, im Überschuss jedoch zur Lactacidose führt.
c) Die Bildung von Ketonkörpern setzt durch Dissoziation ebenfalls Protonen H+ frei (Ketoacidose).
d) Schwefelsäure, H2SO4, die zu Sulfat SO42– und 2 H+ dissoziiert, entsteht beim Abbau der schwefelhaltigen Aminosäuren L-Methionin und L-Cystein.
e) Mit der Nahrung werden freie organische Säuren (Fruchtsäuren) aufgenommen.
Der Protonenüberschuss der metabolischen Acidosen b und c sowie der unter d und e beschriebenen Vorgänge muss über die Niere ausgeschieden werden.
f) Lacto-vegetabile Ernährung hingegen bewirkt einen Überschuss an OH–-Ionen (s. a. Alkalose), die ebenfalls über die Niere ausgeschieden werden.
Leistungsfähige Puffersysteme (Puffer[lösung]) des Organismus sorgen dafür, dass der Blut-pH-Wert selbst bei hohem Säure- oder Basenangebot in engen Grenzen gehalten wird (Säure-Basen-Gleichgewicht).
Störungen des S. werden anhand der Henderson-Gleichung bewertet:
pH = 6,1 + log HCO3– / CO2
Die Fähigkeit der gesunden Niere bis zu 1.000 mmol H+ / d auszuscheiden (Säureausscheidung) bzw. bis zu 400 mmol / d zurückzuhalten sichert einen ausgeglichenen S. auch bei sehr einseitiger Ernährung (Protonenüberschuss bei Mischkost ca. 60 ± 20 mmol H+ / d; maximaler ernährungsbedingter Säure- bzw. Basenüberschuss ca. 150 mmol / d.)
Veränderungen im S. können jedoch durch körperliche Anstrengungen oder durch verschiedene Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Hypertonie) auftreten.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.