Lexikon der Geographie: Sklaverei
Sklaverei, Status der Leibeigenschaft, verbunden mit persönlicher Entrechtung und fremdbestimmter Ausbeutung der eigenen Arbeitskraft. Sklaverei war schon in den antiken Hochkulturen anzutreffen und lässt sich historisch in fast allen Kulturkreisen nachweisen. Die Sklaverei stellt auch Anfang des 21. Jh. in über 40 Staaten der Welt ein Problem dar, sodass sich auch die UNO damit zu befassen hat. Auch die Nachwirkungen der Sklaverei sind bis heute gesellschaftlich relevant.
Eine völlig neue Dimension erhielten Sklaverei und Sklavenhandel im Zuge des merkantilistischen Kapitalismus und Kolonialismus, als die Handelsware Sklaven zu einem lukrativen Geschäft des Welthandels wurde. Damals wurde Afrika zum wichtigsten Reservoir der Arbeitskräfte, Nord- und Südamerika zum wichtigsten Zielgebiet und der Rassismus zur ideologischen Basis der Sklaverei. Den Handel mit afrikanischen Sklaven begannen die Portugiesen im Jahre 1444, 1517 genehmigte der spanische König Karl I die Einfuhr von Afrikanern in die spanischen Kolonien, vor allem in die Karibik, um die sich der Zwangsarbeit verweigernden Indianer zu ersetzen. Die erste Sklavenlieferung für Nordamerika (Virginia) ist aus dem Jahre 1619 überliefert.
Die Produktion von Zuckerrohr, Indigo und Tabak, später auch von Reis und Baumwolle war die Basis für den im 17. und 18. Jh. stark expandierenden Sklavenmarkt (Plantagenwirtschaft). Die härtesten Arbeitsbedingungen und die höchste Sterblichkeit von Sklaven waren auf Zuckerrohrplantagen zu verzeichnen. Bis Ende des 17. Jh. wurde der Sklavenhandel in die Karibik und in die USA vor allem durch englische, französische und niederländische Handelskompanien betrieben, der Sklaventransport nach Brasilien erfolgte durch portugiesische Händler. Im 18. Jh. dominierten dann englische Kaufleute im Rahmen des vornehmlich über Liverpool und Bristol abgewickelten Dreieckshandels den sehr lukrativen Sklavenhandel. Die Zahl der deportierten Schwarzafrikaner lässt sich wegen der hohen Sterblichkeit – bis zu einem Viertel der Menschenfracht verstarb während der zweimonatigen Überfahrt auf den Sklavenschiffen – nur sehr vage bestimmen; neueste Schätzungen schwanken zwischen 12 und 30 Mio. Mehr als die Hälfte der afrikanischen Sklaven wurde in die Karibik verschleppt, etwa 30% nach Brasilien, der Rest gelangte in die britischen Kolonien Nordamerikas. Aus verschiedenen Gründen wurden Sklaven in den katholisch geprägten spanischen, portugiesischen und französischen Kolonien, in denen sie einen gewissen Rechtsschutz genossen (französischer Code Noir 1685, spanischer Sklavencode 1789), besser behandelt als in den britischen Kolonien Nordamerikas. Sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Schwarzen waren in Iberoamerika selbstverständlicher als in Nordamerika, wo den schwarzen Sklaven selbst die elementarsten Grundrechte wie Bildung, Versammlungs-, Rede- und Bewegungsfreiheit verweigert wurden, um Unruhen und Aufstände verhindern zu können. Während einige US-amerikanischen Staaten noch in der ersten Hälfte des 19. Jh. unter Strafe verboten, Sklaven das Lesen und Schreiben beizubringen oder schwarze Kinder in öffentlichen Schulen zu unterrichten, konnten sich Sklaven in französischen, spanischen und portugiesischen Kolonien durchaus eine gewisse Bildung aneignen.
Die erste Opposition gegen die Sklaverei kam 1671 von den Quäkern, in Frankreich wurde 1781 die "Société des Amis des Noirs" und in den USA 1787 die "Abolition Society" gegründet. Zwischen 1777 und 1804 haben alle US-Staaten nördlich von Maryland die Sklaverei abgeschafft. 1807 wurde sie in den USA insgesamt verboten. Auf englischen Druck wurde die Sklaverei zuerst in der britischen Karibik (1838), dann in der französischen Karibik (1848) abgeschafft. Mit der "Emancipation Proclamation" durch Präsident Lincoln am 1.1.1863 und der Ratifizierung des 13. Zusatzartikels zur Verfassung 1865 wurde die Sklaverei in den gesamten USA für gesetzwidrig erklärt. Erst 1888 wurde die Sklaverei in Brasilien, 1898 in Kuba beendet.
WGa, PM
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