Lexikon der Geographie: Terrasse
Terrasse, 1) beschreibend: Jede stufenartige Geländeform (Stufe) mit ausgedehnter, ebener Fläche (Terrassenfläche), die durch einen vorderseitigen Abfall (Terrassenböschung) begrenzt ist und einen rückseitigen Anstieg (Terrassenlehne) aufweisen kann, wird als Terrasse bezeichnet. Der Übergang zwischen Terrassenfläche und -böschung kann entweder scharfkantig (Terrassenkante) oder sanft konvex ausgebildet sein. Terrassen gliedern Hänge und Aufschüttungsgebiete. Ist die Terrassenfläche im anstehenden Festgestein entwickelt, so spricht man von Felsterrasse ( Abb. 1 ), bildet ein Akkumulationskörper aus Schottern oder – nahe der Hanglehne – aus Schutt die Oberfläche, so wird die Bezeichnung Schotter- bzw. Schuttterrasse ( Abb. 1 ) verwendet. An ein bestimmtes Niveau (z.B. Meeresniveau, Seespiegel, Flussgefällskurve) angepasste Terrassen werden als echte Terrassen bezeichnet, die anderen als unechte Terrassen. Folgt eine Terrasse einem Tal, so nennt man das Gefälle in Richtung des Tales Längsgefälle, während das Gefälle in Richtung des Talquerprofils als Quergefälle angesprochen wird. 2) genetisch: Man unterscheidet echte Terrassen (a-c) und unechte Terrassen (d-h), wobei alle Terrassen den oben beschriebenen stufenförmigen Aufbau aufweisen): a) Flussterrassen: gebildet durch Einschneiden eines Flusses in seinen alten Talboden und Seitenerosion ( Abb. 2 ). Flussterrassen werden vom Hochwasser nicht mehr überflutet. Bei wiederholter Einschneidung kann sich eine mehrfache Stufung des Reliefs entwickeln. Die Wiederbelebung der Einschneidung kann u.a. durch tektonische Prozesse, Klimaänderungen oder Anzapfungsvorgänge hervorgerufen werden. Vor allem ältere Terrassen können teilweise abgetragen oder durch Nebenflüsse in kleine Fragmente aufgelöst worden sein, zudem treten einige Terrassen (Lokalterrassen) nicht am gesamten Lauf oder Laufabschnitt auf, sodass die Rekonstruktion der charakteristischen räumlichen Anordnung der Terrassen (Terrassensystem) erschwert ist. Im Fall der Ausbildung eines Terrassensystems kann für die Benennung der Terrassen eine eigenständige Nomenklatur verwandt werden (z.B. Niederterrasse, Mittelterrasse, Hauptterrasse). Die Rekonstruktion des Terrassensystems muss neben der Auswertung der Höhenlage der Terrassenfläche auch andere Verfahren (z.B. Schotterpetrographie, Deckschichtenanalyse, Untersuchung vulkanischer Einträge) einbeziehen, da Terrassen durch tektonische Prozesse verstellt sein können. b) Strandterrassen: ehemalige Abrasionsplattformen, die durch tektonische Hebung oder Sinken des Meeresspiegels landfest geworden sind. Es können Terrassensysteme entwickelt sein. c) Seeterrassen: in den randlichen Ablagerungen eines Sees beim Absinken des Seespiegelstandes gebildete Terrassen. d) glaziale Terrassen durch glaziale Prozesse (z.B. glazifluviale Ablagerungen am Eisrand (Kamesterrassen) oder Gletscherschurf) entstandene Terrassen. e) Solifluktionsterrassen: durch Ablagerung von Solifluktionsschutt an Hängen gebildete periglaziale Kleinform. f) durch Gesteinsunterschiede im Schichtstufen- oder Schichttafelland bedingte Hangverflachungen (Hangstufen,Gesimse). g) Sinterterrassen: durch Abscheidung löslicher Substanzen aus fließendem Wasser gebildete kleine Ebenheiten. h) anthropogene Terrassen: angelegt zur Gewinnung von Anbaufläche und Reduzierung der Bodenerosion im hängigen Gelände oder entstanden durch Bodenerosion auf hangparallelen Parzellen. 3) geologisch (stratigraphisch): sprachlich nicht völlig konsequente Benennung eines fluvialen Schotterkörpers zum Zwecke seiner stratigraphischen Einordnung. In diesem Sinne bezeichnet der Ausdruck Terrassenstapel eine Überlagerung älterer Schotterkörper durch jüngere, sodass nur der jüngste Terrassenschotter an der Erdoberfläche ansteht. Von einer Terrassentreppe spricht man, wenn die jeweils tieferen Stufen einer treppenförmigen Landschaft von jüngeren Terrassenschottern bedeckt sind, als die höheren. Liegen ungleichaltrige Schotterkörper in annähernd gleicher Höhenlage an der Erdoberfläche, so handelt es sich um Reihenterrassen. An der Grenze zwischen einem relativen Hebungs- und einem Senkungsgebiet kann eine Terrassenkreuzung ausgebildet sein: Die Höhe zwischen den einzelnen Terrassen einer Terrassentreppe verringert sich, bis schließlich der Übergang zu einem Terrassenstapel erfolgt (vgl. z.B. die Terrassengliederung am Niederrhein). [HS]
Terrasse 1: Terrasse 1: a) Schotterterrasse, b) Felsterrasse.
Terrasse 2: Terrasse 2: Flussterrassen an einer Flussmündung im Schwemmfächer bei Kasbeki, Georgien.
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