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Sachsen-Anhalt: Burgsiedlung aus dem Mittelalter ausgegraben

Bei Haldensleben ließ es sich leben, zeigen Ausgrabungen: Oberhalb des Flüsschens Ohre bestand einst eine mittelalterliche Siedlung im Schatten einer mächtigen Burg.
Ausgrabung in der Luftaufnahme
Die Luftaufnahme zeigt das bereits weitgehend ausgegrabene Siedlungsareal.

Erwähnt wird »Niendorp« erstmals Anfang des 11. Jahrhunderts. Doch lange davor und auch lange danach ließ sich hier offenbar gut leben. Daran änderte nicht einmal das siegreiche Heer eines Magdeburger Erzbischof etwas, wie Ausgrabungen nun zeigen. In einer Pressemitteilung berichtet das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt über seine Ausgrabungen der mittelalterlichen Siedlung unweit der heutigen Ortschaft Haldensleben in Sachsen-Anhalt.

Demnach wurde das günstig gelegene Terrain schon in der Bronzezeit besiedelt. Außer Siedlungsgruben konnten die Archäologen zudem einen Brunnen frei legen, in den ein vollständig erhaltenes Keramikgefäß gefallen war. Auch Metallfunde tauchten auf: Am interessantesten sei eine bronzene Ösenkopfnadel der Aunjetitzer Kultur (2300 v. Chr. bis etwa 1600 v. Chr.). Angehörige dieser Kultur schufen auch die berühmte Himmelsscheibe von Nebra. Ein Kalkbrennofen, der im Areal gefunden wurde, stammte aus der folgenden Eisenzeit.

Doch die Hauptfunde auf der flachen Terrasse am Flüsschen Ohre stammen aus dem Mittelalter. So habe man unter anderem zwölf Grubenhäuser und zahleiche Pfostengruben ebenerdiger Gebäude dokumentieren können. Die Siedlung existierte demnach bereits im 9./10. Jahrhundert und damit, bevor Gräfin Gertrud von Haldensleben zwischen 1076 und 1078 eine Burg errichten ließ. Diese Anlage wurde bereits vor mehr als zehn Jahren ausgegraben.

Wie die Ausgräber herausfanden, scheint die Ortschaft von ihrer Nachbarschaft zur Burg profitiert zu haben. Die Siedlung, ursprünglich im Nordosten der mächtigen Burganlage gelegen, dehnte sich nun südwärts aus, gesichert durch einen Spitzgraben, zu dem wohl auch ein inzwischen verschwundener Befestigungswall gehörte. In dieser Phase wurde in dem Areal offenbar in größerem Stil das Webereihandwerk betrieben: Die Grubenhäuser seien nun »teilweise ungewöhnlich groß«, heißt es in der Mitteilung. Von besonderer Bedeutung sei ein größeres Grubenhaus, in dem über Standspuren von Webstühlen und zahlreiche Webgewichte und Spinnwirtel Textilherstellung nachgewiesen ist.

Brunnen mit Wasseraufbereitung | Der hoch- bis spätmittelalterliche Brunnen hatte einen Flechtwerkseinbau, der offenbar zu einem System der Wasserreinigung gehörte. Er stammt aus der Spätphase der Besiedlung.

Laut den Fachleuten des Denkmalamts fänden sich solche Webhäuser häufig im Umfeld der befestigten Herrschaftszentren der Zeit. Auch ebenerdige Gebäude konnten die Ausgräber nachweisen, anhand von Herdstellen und Resten aufwändig konstruierter Steinspeicheröfen, die ein rauchfreies Beheizen von Wohngebäuden erlaubten. Ein Gebäude verfügte über einen Keller in Steinbauweise.

Diese Phase der Besiedlung endete, als Erzbischof Wichmann von Seeburg mit seinem Heer aus dem gut 20 Kilometer entfernten Magdeburg heranrückte und Dorf und Burg im Jahr 1167 in Schutt und Asche legte. Doch die Ausgrabungen des Landesamts zeigen auch: Danach blieb das Gelände nicht ungenutzt. Kein Wunder, hatte der kirchliche Potentat doch 14 Jahre nach seinem militärischen Erfolg an Ort und Stelle eine große, stadtartige Siedlung anlegen lassen, die auch das Areal der Burg und der angrenzenden älteren Siedlung umfasste. Die jüngsten Funde reichen bis ins 13. oder 14. Jahrhundert. Das Zentrum des Orts lag nun jedoch weiter südöstlich, außerhalb des bei den aktuellen Untersuchungen neu entdeckten Befestigungsgrabens der Burgsiedlung, heißt es in der Mitteilung.

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