Lexikon der Geographie: touristische Effekte
touristische Effekte, beinhalten die Wirkungen des Freizeit- und Tourismusgeschehens auf die ökonomische, soziale und ökologische Situation im touristischen Zielgebiet ( Abb. ). Diese Effekte sind in Umfang, Intensität, Reichweite usw. abhängig von den konkreten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Zielgebiet. Zudem bestehen zwischen ihnen mannigfache Interaktionen.
Die ökonomischen Effekte in den Zielgebieten werden erzeugt durch: a) die Produktionsfunktion (Einnahmen und Umsätze in Betrieben der Beherbergung, der Kultur, des Verkehrs usw. bewirken Wertschöpfungseffekte.); b)die Finanz- und Zahlungsbilanzfunktion (Touristische Nachfrage und räumliche Konsum- und Kaufkraftverlagerung bewirken Zahlungsbilanz- bzw. Reisedeviseneffekte.); c)die Beschäftigungsfunktion (Schaffung von Arbeitsplätzen, Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt usw. bewirken Beschäftigungseffekte.); d)die Einkommensfunktion (Touristische Nachfrage bewirkt Einkommenseffekte und durch Kaufkraft- und Konsumverlagerung Multiplikatoreffekte.); e) die räumliche Ausgleichsfunktion (Standortanforderungen von Freizeit und Tourismus bevorzugen periphere, strukturschwache Räume, führen zum Abbau räumlicher Disparitäten und bewirken so Ausgleichs- und Infrastruktureffekte.).
Die sozialen bzw. gesellschaftlichen Effekte in den Zielgebieten verknüpfen sich vor allem mit Einflüssen auf die Bevölkerung, die Siedlungen und das gesellschaftliche Leben. Zu den Wirkungen auf die Bevölkerung gehören u.a. Veränderungen in der Beschäftigtenstruktur (Zahl der Erwerbstätigen, Anteile der Beschäftigten in den Wirtschaftssektoren usw.), in der Altersstruktur, in der Sozialstruktur (Differenzierung des Sozialgefüges u.a. durch ortsfremde Personengruppen wie Saisonarbeiter), in der Lebens- und Wohnqualität (z.B. Mobilität bei Saisonarbeitern, geringe soziale Integrationsfähigkeit in den Zielgebieten). Die Effekte auf das gesellschaftliche Leben sind v.a. in Ländern der Dritten Welt oft negativ: der Verfall alter Sitten und Traditionen, sinkendes Selbstwertgefühl und zunehmende Prostitution als häufige Folgen einer negativen Entwicklung. Andererseits bewirken positive sozio-kulturelle Effekte eine Auflösung bzw. Dynamisierung erstarrter Sozialstrukturen, sodass es zur Übernahme neuer Werte und Normen und zur Wiederbelebung alter Bräuche kommen kann. Auch außerhalb der Zielgebiete lassen sich positive Effekte finden. Sie richten sich auf Völkerverständigung, kulturelle Identitätsfindung usw.
Siedlungsgeographisch zeigen sich die Effekte u.a. in räumlicher Konzentration der touristischen Nachfrage, was zu Struktur- und Funktionswandel bestehender Siedlungen sowie zum Entstehen neuer Siedlungsformen (z.B. Feriendorf) führt. Damit einher gehen auch Effekte auf die touristische Infrastruktur (z.B. Verkehrsysteme, Sportanlagen, Beherbergungs-, Gastronomieeinrichtungen usw.).
Die ökologischen Effekte sind Ausdruck des Basiskonfliktes: Tourismusentwicklung zwischen ökonomischem und sozialem Erfolg und ökologischer Überforderung. Nicht nur der Massentourismus, auch das Verhalten Einzelner im Individualtourismus kann problematisch sein. Neben der Belastung, Beeinträchtigung, Verschmutzung, Versiegelung, Zersiedlung, Überfremdung, Gefährdung usw. vor allem des Naturraumes, des Naturhaushaltes und der Landschaft verbunden mit Wirkungen auf Flächennutzung und -konkurrenz stehen aber auch Umweltsensibilisierung, Landschaftspflege und Unterschutzstellung von Arealen usw. Die interaktiven Wirkungen des Tourismus- und Freizeitgeschehens in den Zielgebieten sind an den Kriterien der Nachhaltigkeit zu bewerten. Entgegen dem Trend zu kürzeren, häufigeren Reisen, zu immer weiter entfernten Zielen, lautet die Forderung hier: möglichst nahegelegene Reiseziele über möglichst lange, zusammenhängende Zeiträume mit möglichst umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu besuchen.
BL
touristische Effekte: touristische Effekte: Gliederung.
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