Lexikon der Neurowissenschaft: Gehirnblutung
Gehirnblutungw, Haemorrhagia cerebri, cerebrale Hämorrhagie, Hirnblutung, Hirnhämorrhagie, intracerebrale Blutung, intracerebrales Hämatom, Eintracerebral hemorrhage, arterielle, seltener venöse Blutung in das Gehirngewebe, eventuell mit Einbruch ins Ventrikelsystem(Ventrikelblutung). Die Hirnblutung stellt eine Unterform der intracraniellen Blutung dar, welche sowohl intracerebrale als auch extracerebrale, innerhalb des knöchernen Schädels gelegene Blutungen umfaßt (subarachnoidale, subdurale und epidurale Blutung). Sie ist nach dem Hirninfarkt die zweithäufigste Ursache für einen Schlaganfall. – Hirnblutungen entstehen durch unterschiedliche Ursachen: als hypertone Massenblutung durch Zerreißen von Gefäßen ("Rhexisblutung"), bevorzugt im Bereich der Stammganglien, der Brücke und des Kleinhirns, als Angiomblutung aus gerissenen Gefäßfehlbildungen oder als Tumorblutung in Hirntumoren (besonders Glioblastom; Tumor) oder Hirnmetastasen (besonders des Hypernephroms, Bronchialkarzinoms und Melanoms). Durch Diapedeseblutungen (Austritt von roten Blutkörperchen durch die Gefäßwände aufgrund des erhöhten Drucks bei Gefäßverschlüssen) aus geschädigten Kapillaren kann es zum sekundär hämorrhagischen Hirninfarkt kommen (sekundäre Blutung in einen ischämischen Hirninfarkt, Hirnischämie). Intracerebrale Blutungen oder Blutergüsse können auch bei Schädel-Hirn-Traumen auftreten. Bei Neugeborenen kann es geburtstraumatisch zur Hirnblutung kommen. Die Subarachnoidalblutung durch Ruptur eines Aneurysmas ist primär typischerweise extracerebral im Subarachnoidalraum lokalisiert, kann jedoch auch ins Hirngewebe eindringen; eine gefürchtete Komplikation ist der Gefäßkrampf der Hirnbasisarterien mit sekundären Verschlüssen. Venöse Stauungsblutungen (Diapedeseblutungen) ins Hirngewebe finden sich in 30-40% der Fälle bei der Sinusvenenthrombose. Blutungsfolge ist neben direkter Gewebedestruktion (massiv bei der Rhexisblutung, relativ gering bei der Diapedeseblutung) die Raumforderung durch das Blutgerinnsel; durch Kompression des umliegenden Gewebes kann es zu verminderter Durchblutung und lokalem Hirnödem kommen. Bei Einbruch ins Ventrikelsystem kann eine Ventrikeltamponade (Hämatocephalus internus) bzw. durch Verklebungen ein Hydrocephalus occlusus (Wasserkopf) entstehen. Die Prognose ist abhängig von Größe, Lokalisation und Ursache der Blutung; eine hohe Letalität hat z.B. die hypertone Massenblutung mit 40-50% im Stammganglienbereich und bis zu 80% im Hirnstamm.
S.M.
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