Lexikon der Neurowissenschaft: Neuralleiste
Neuralleiste w, Eneural crest,in der Frühentwicklung der Wirbeltiere und des Menschen eine Zellpopulation, die sich zu beiden Seiten der Neuralrinne am Übergang vom Neuroektoderm zum Ektoderm entwickelt und beim Schluß des Neuralrohrs sich von der Dorsalseite des Neuralrohrs löst, um auf verschiedenen Wegen lateral und ventral zu wandern (Nervenzellwanderung). Die Neuralleistenzellen (pluripotente Vorläuferzellen) legen im Embryo zum Teil weite Strecken zurück und differenzieren sich an ihren Zielorten zu unterschiedlichen Zell- und Gewebetypen ( siehe Zusatzinfo ). – Die Neuralleiste ist eines der am besten untersuchten Systeme zur Klärung der Frage, wie zelluläre Heterogenität molekular reguliert wird, d.h., was z.B. die Entscheidung bestimmt, ob eine bestimmte Vorläuferzelle zu einer Nervenzelle, Gliazelle oder neuroendokrinen Zelle wird oder welchen Transmitterphänotyp eine Nervenzelle entwickelt. Wichtige Moleküle für diese Entscheidungen sind u.a. bestimmte Transkriptionsfaktoren (MASH1, Phox2) und Wachstumsfaktoren (GGF, LIF, CNTF).
Neuralleiste
Abkömmlinge der Neuralleiste:
1) alle Zellen des peripheren Nervensystems (sensorische Nervenzellen in den Hinterwurzelganglien, sympathische, parasympathische und enterische (Darmnerven) Nervenzellen im vegetativen Nervensystem, periphere Gliazellen, z.B. Schwann-Zellen)
2) neurosekretorische Zellen im Nebennierenmark (chromaffine Zellen) und Ultimobranchialkörper der Vögel (entspricht C-Zellen der Schilddrüse von Säugern)
3) mesektodermale Zellen, aus denen z.B. Knorpel und Knochen des Schädelskeletts, Teile der Herzwand und des Thymus entstehen
4) sämtliche Pigmentzellen außer der Pigmentschicht des Auges (Melanocyten)
5) Zahnbeinbildner (Odontoblasten).
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