Lexikon der Neurowissenschaft: Pawlow
Pawlow [E Pavlov], Iwan Petrowitsch, russischer Physiologe ( siehe Abb. ), *26.9.1849 Rjasan, †27.2.1936 Leningrad; naturwissenschaftliche und medizinische Ausbildung in St. Petersburg; nach Studien bei R. Heidenhain in Breslau ab 1878 Leiter des Physiologielaboratoriums der Medizinischen Klinik S.P. Botkins in St. Petersburg; 1884-86 experimentalphysiologische Ausbildung bei C. Ludwig in Leipzig und R. Heidenhain in Breslau; 1890 Professor für Pharmakologie; 1895 Professor für Physiologie an der Militär-Medizinischen Akademie in St. Petersburg. Nach Studien über die Herzinnervation führte Pawlow in sogenannten chronischen Experimenten an Hunden umfassende Untersuchungen über die Physiologie der Verdauung durch, für die er 1904 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet wurde. Bei seinen chronischen Experimenten an Hunden beobachtete Pawlow, daß die Speichelabsonderung auch durch Signalreize ausgelöst werden kann (bedingter Reflex; siehe Zusatzinfo ). Daraus schloß er, daß alle Vorgänge im Organismus und alle Beziehungen zwischen Organismus und Umwelt vom Gehirn aus gesteuert werden. Die Physiologie der höheren Nerventätigkeit war Gegenstand von experimentellen Untersuchungen, die er bis 1936 mit z.T. bis zu 300 Wissenschaftlern aus aller Welt in zahlreichen Labors in Leningrad und Koltuschi durchführte. Auf dem in Leningrad durchgeführten 15. Internationalen Physiologenkongreß wurde er mit dem Titel "Princeps physiologorum mundi" geehrt. Die von ihm initiierten Ideen waren ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung der Neurowissenschaft und für die monistische Auffassung (Monismus) der psychischen Vorgänge des Menschen. Auf der Pawlow-Konferenz (28.6.-4.7.1950) wurde auf Befehl Stalins versucht, die Pawlowschen Ideen als wissenschaftliche Grundlage der marxistischen Ideologie zu dogmatisieren. Werke (Auswahl): "Sämtliche Werke" (6 Bände 1953-54), "Pawlowsche Mittwochkolloquien" (3 Bände, 1956), "Gesammelte Werke über die Physiologie und Pathologie der höheren Nerventätigkeit" (mit einer Stellungnahme zur Dogmatisierung seiner Lehre in der UdSSR: L. Pickenhain: Das Schicksal der Pawlowschen Lehre in der UdSSR, 1998). Turm des Schweigens.
I.P. Pawlow
Pawlow
Die Pawlow-Kammer ist ein von I.P. Pawlow zur Ausarbeitung bedingter Reflexe bei Hunden konstruierter, schallisolierter Raum mit einer Grundfläche von ca. 2 × 2 m. An dem auf einem Labortisch stehenden Versuchtier wurden Geräte zur Aufnahme des abgesonderten Speichels und zur taktilen Hautreizung angebracht. Über Glühbirne und Metronom konnten optische und akustische Reize gegeben werden, und in einem Futtergestell erfolgte die Bekräftigung mit Futter. Der Versuchsleiter konnte das Tier vom akustisch isolierten Nachbarraum aus durch ein kleines Glasfenster beobachten, die gewünschten Reize einschalten und die Reaktionen des Tieres registrieren. bedingter Reflex (Abb. 2).
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