Lexikon der Neurowissenschaft: Schädel
Schädel, Cranium, Kranium, Eskull, das Skelett des Kopfes der Wirbeltiere und des Menschen. Funktionell bildet der dorsal gelegene Hirnschädel (Neurocranium) eine das Gehirn umschließende Kapsel, an deren Außenseite in schützenden Einbuchtungen die SinnesorganeNase, Auge und Ohr liegen ( siehe Abb. ). Dies weist auf die Bedeutung des Kopfes als Orientierungspol hin (Cephalisation). Der ventral gelegene Kiefer-Schädel besteht aus Ober- und Unterkiefer. Herkunftsmäßig sind am Schädel von Knochenfischen und Tetrapoden zu unterscheiden: das aus Ersatzknochen gebildete neurale Endocranium (Neurocranium i.e.S.; homolog dem Chondrocranium der Knorpelfische) und das aus Deckknochen gebildete Dermatocranium mit den Anteilen Schädeldach und Munddach (homolog dem Hautknochenpanzer der Ostracodermi). Wird vom Hirnschädel gesprochen, so ist darauf zu achten, ob nur der endocraniale Anteil gemeint ist oder der gesamte Schädel (Neurocranium i.w.S.). Hinsichtlich der Lage von Schädelelementen bezieht man sich auf Schädelregionen, die durch die Sinnesorgane und den Hinterhauptsbereich abgegrenzt sind. Von vorn nach hinten wird der Schädel in 4 Regionen unterteilt: Nasenregion (Nasal- oder Ethmoidalregion), Augenregion (Orbital- oder Sphenoidalregion), Ohrregion (Oticalregion), Hinterhauptsregion (Occipitalregion).
Schädel
Schädel des Menschen
a von vorn, b von der Seite, c Schädelbasis (Innenansicht).
Das Gehirn liegt in einer knöchernen Kapsel, die gebildet wird von Stirnbein (St, Frontale; unpaar, Deckknochen [D]), Scheitelbein (Sc, Parietale; paarig, D), Hinterhauptsbein (Hn, Occipitale; unpaar, Verschmelzungsprodukt aus 2D + 4 Ersatzknochen [E]), Schläfenbein (Sl, Temporale; paarig, Verschmelzungsprodukt aus 1D + 3E), Keilbein (Ke, Sphenoidale; unpaar, Verschmelzungsprodukt aus E). Die paarigen Deckknochen Nasenbein (Na, Nasale), Jochbein (Jugale) und Tränenbein (Tr, Lacrimale) gehören zwar stammesgeschichtlich zum Schädeldach, sind aber nicht an der Hirnkapsel beteiligt. Das unpaare Siebbein (Si, Ethmoid; E) liegt zwischen Keilbein und Stirnbein; es läßt die Fortsätze der Riechnerven aus der Riechhöhle ins Gehirn durchtreten. In der Riechhöhle selbst liegen die Turbinalen zur Oberflächenvergrößerung. Das Keilbein weist eine Vertiefung auf, den Türkensattel (Tü), in den vom Zwischenhirnboden die Hypophyse hineinragt. Das Hinterhauptsbein umfaßt das großeHinterhauptsloch (gH,Foramen magnum), durch welches Rückenmark und Gehirn miteinander in Verbindung treten.
Ge Gehörgang, hG hintere Schädelgrube, Hi Hinterhauptsschuppe des Hinterhauptsbeins, Jb Jochbein, Jf Jochfortsatz, KH Keil- und Hinterhauptsbeinanteil, Kr Kranznaht, Ln Lambdanaht, mG mittlere Schädelgrube, Nö vordere knöcherne Nasenöffnung, Ob Oberkieferknochen, Sn Schuppennaht, Ts Tränensackgrube, Un Unterkieferknochen, vS vordere Schädelgrube, Wa Wangenbein, Wz Warzenfortsatz.
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