Lexikon der Neurowissenschaft: Tremor
Tremorm [latein., =], Zittern, Muskelzittern, E tremor, unwillkürliche, rhythmische Überbewegung einer oder mehrerer Körperregionen. Tremor besteht bei jedem Gesunden als physiologischer Tremor (z.B. Kältezittern); unter bestimmten Bedingungen nimmt dieser ein störendes Ausmaß an (verstärkter physiologischer Tremor). Pathologische Tremores ( siehe Tab. ) treten auf bei verschiedenen Erkrankungen, vor allem der Basalganglien (z.B. Parkinson-Krankheit) und des Kleinhirns, als medikamentös induzierter Tremor sowie idiopathisch (z.B. als essentieller Tremor). Die klinische Einteilung erfolgt im wesentlichen nach den Aktivierungsbedingungen: Ruhetremor tritt bei fehlender Willkürinnervation auf (typisch bei Parkinson-Krankheit); Haltetremor bei tonischer Halteinnervation gegen die Schwerkraft; von Intentionstremor spricht man, wenn der Tremor erst bei zielgerichteten Bewegungen auftritt oder deutlich zunimmt. Isometrischer Tremor wird bei längerer kraftvoller, tonischer Innervation ausgelöst (z.B. Erschöpfungstremor). Ein aufgabenspezifischer Tremor tritt isoliert zumeist bei spezialisierten motorischen Bewegungsabläufen im professionellen Bereich auf (z.B. primärer Schreibtremor, Pianistentremor). Diese Form wird zumeist als Minimalform einer Dystonie betrachtet. Die Tremorfrequenzen können klinisch geschätzt oder apparativ mittels einer Tremoranalyse exakt bestimmt werden. Allgemein werden ein niederer Frequenzbereich (< 4 Hz) von einem mittelfrequenten (4-7 Hz) und einem hochfrequenten Bereich (> 7 Hz) unterschieden. Eine wichtige diagnostische Bedeutung hat darüber hinaus die topische Verteilung des Tremors am Körper.
Tremor
Verschiedene Formen von Tremor
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essentieller oder hereditärer Tremor | dominant erblicher Ruhe-, Haltungs- oder Bewegungs-Tremor um 7-10 Hz, der meist vor dem 20. Lebensjahr einsetzt; geht nicht mit Akinese oder Rigor einher | |
extrapyramidaler Tremor | Zittern der nicht willkürlich innervierten Skelettmuskeln infolge einer Dysregulation des extrapyramidalen Systems | |
seniler Tremor | Tremor infolge vor allem arteriosklerotisch bedingter Veränderungen im Bereich der Basalganglien; oder spät einsetzender hereditärer Tremor | |
toxischer Tremor | Tremor infolge chronischer Vergiftungen, z.B. durch Brom, Quecksilber, Barbiturate, Neuroleptika, die das zentrale cholinerge oder monoaminerge und periphere adrenerge Transmittersystem beeinflussen, bei Alkohol- und Opiatmißbrauch (vor allem im Entzugsstadium), bei der Rekonvaleszens von Infektionskrankheiten und bei Autointoxikationen (z.B. Hyperthyreose) | |
Tremor beim Parkinson-Syndrom | Ruhetremor meist um 4-6 Hz, verbunden mit Hypo- oder Akinese (Mimik, Handschrift, Gang) und Rigor |
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